Armenien im Goldfieber

Auf eine lange Tradition kann der Bergbau im Kaukasus zurückblicken. Der Abbau von Gold reicht bis in die antike Kolchis über 5 400 Jahre zurück – in der Region befindet sich die älteste Goldmine der Welt. Noch immer haben Unternehmen den Kaukasus im Visier, um Gold zu schürfen sowie andere Rohstoffe wie Kupfer, Molybdän oder Basalt zu gewinnen. Über 800 Minen unterhält Armenien – die meisten wurden schon zu Sowjetzeiten genutzt. Aber es gibt auch Lagerstätten, die gerade erst erschlossen werden. So legten Lydian International und deren Tochtergesellschaft Lydian Armenia im August den Grundstein für eine neue Goldmine. Das Projekt Amulsar, rund 170 Kilometer südlich der Hauptstadt Eriwan, gilt als eines der größten Investitionsprojekte des Landes.

Grundsteinlegung.
Grundsteinlegung.

Rund 370 Millionen US-Dollar werden in die Erschließung und den Betrieb der Mine in der Provinz Vayots Dzor investiert. Seit Beginn der Exploration 2006 flossen 80 Millionen US-Dollar in das Projekt, ohne dass auch nur eine Unze Gold gefördert wurde. Doch muss erst die Lagerstätte samt dem Verlauf der Goldadern mithilfe von Bohrungen erkundet werden, um exakte Kenntnisse über das Vorkommen des begehrten Edelmetalls zu erhalten. „Wir wissen nicht wirklich, was wir da unten vorfinden. Das tiefste bislang gebohrte Loch wies noch gute Goldgehalte und gutes oxidiertes Material auf. Insbesondere unter dem Erato-Gebiet finden wir voraussichtlich gute, tiefe und lange Golddurchschneidungen“, gab sich 2013 das Management von Lydian International zu Beginn der Bohrung in 450 Metern Tiefe zuversichtlich. Inzwischen brachte der Einsatz von sieben Diamantkernbohrgeräten aufschlussreiche Kenntnisse: Sie stießen beispielsweise im Bereich des Erato Vorkommens in 304 Metern Tiefe auf einen sieben Meter langen Abschnitt mit 1,6 Gramm Gold pro Tonne, was einen der bisher tiefsten Goldfunde darstellt. Auf dem Arshak Vorkommen entdeckte Lydian einen Meter mit 1,5 Gramm pro Tonne sowie 37 Meter mit einem Gramm pro Tonne Gold sowie Abschnitte mit einem Gramm pro Tonne Gold auf einer Länge von 38,5 Meter. Lohnenswert ist auch das Orontes Vorkommen mit einem Gramm pro Tonne Gold auf 53 Meter. „Normalerweise brauchen Firmen viele Jahre und müssen hunderte Millionen Dollar aufbringen, um eine Lagerstätte zu entdecken und zu erschließen. Wir haben es in rund zehn Jahren geschafft, bis der Bau der Fördertechnik und der Anlagen beginnen konnte“, stellte das Unternehmen nicht ganz ohne Stolz fest, das 2014 alle Schürf- und Abbaurechte an der rund 65 Quadratkilometermeter großen Abbaufläche im Süden Armeniens erhielt. Nötig sind umfangreiche Erdarbeiten, um die erforderliche Infrastruktur für die Goldgewinnung zu schaffen. Innerhalb von eineinhalb Jahren muss ein entsprechendes Netz an Straßen aufgebaut werden. Brecher sowie eine sechs Kilometer lange Förderbandanlage sind zu installieren. Außerdem braucht es Büros für die Verwaltung sowie Werkstätten zum Warten und Reparieren des Equipments. Wesentlich ist die Errichtung einer Anlage für die Haufenlauge, die zum Aufhalden der gewonnenen Erze dient. Die Anlage ist die erste ihrer Art in Armenien, doch hat sich das Verfahren in Minen wie in den USA, Australien, Chile oder Peru längst durchgesetzt. Es basiert auf einem geschlossenen Kreislauf, bei dem Gold von Erz durch eine verdünnte Cyanid-Lösung extrahiert wird, ohne dass davon etwas austritt und dass Absetzbecken für die Haufenlauge nötig sind. Gold will Lydian ab dem zweiten Quartal 2018 fördern.

Das Zeppelin Management (von links) Vahe Khoranian, Michael Heidemann, Christian Dummler und Mario Meier mit dem Lydian CEO Howard Stevenson (Mitte).
Das Zeppelin Management (von links) Vahe Khoranian, Michael Heidemann, Christian Dummler und Mario Meier mit dem Lydian CEO Howard Stevenson (Mitte).

Das Vorkommen weist im Schnitt rund 0,78 Gramm Gold pro Tonne Erz auf. Es wird erwartet, dass sich Amulsar zur größten Goldmine Armeniens entwickelt. Lydian rechnet mit einer Produktion von 2,1 Millionen Gold-Unzen im Zeitraum von zehn Jahren. Amulsar soll nicht nur ein hochprofitabler und moderner Betrieb werden, sondern Howard Stevenson, der heutige Präsident und CEO von Lydian International, versprach bei der Grundsteinlegung: „Der Abbau soll nachhaltig erfolgen.“ Amulsar ist das erste Projekt in Armenien, das auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit gemäß Standards der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der International Finance Corporation (IFC) der Weltbank geprüft wurde. „Wir wollen zeigen, dass die Förderung sicher sein kann und dass die Menschen von der Mine profitieren werden“, unterstrich Howard Stevenson. In der Zeit des Aufbaus der Mine sollen rund 1 300 Mitarbeiter Arbeit finden – während der zehnjährigen Goldförderung sollen 700 Menschen direkt bei Lydian beschäftigt werden. Große Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Impuls verbindet Armeniens Ministerpräsident Hovik Abrahamyan mit Amulsar. „Vom ersten Tag an haben wir das Projekt unterstützt. Ich bin zuversichtlich, dass es neue Möglichkeiten für unser Land bringt.“ Seit 2016 ist auch die Finanzierung unter Dach und Fach. So wird etwa die IFC rund 40 Millionen US Dollar in das Projekt investieren. „Mit dem Spatenstich haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht. Nun läuten wir die nächste Phase von Amulsar ein“, so Howard Stevenson. Er richtete seinen besonderen Dank für die Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen seitens Regierung, Kommunen sowie Verwaltung an den bei der Zeremonie anwesenden Ministerpräsident Hovik Abrahamyan, den Energieminister Levon Yolyan und den Wirtschaftsminister Artsvik Minasyan. Unter den Gästen waren Vertreter der Gemeinden Jermuk, Gndevaz, Saravan und Gorayk sowie Laura Bailey von der Weltbank und Teresa Daban Sanchez vom Internationalen Währungsfonds. Außerdem nahmen an der Grundsteinlegung Vertreter von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der International Finance Corporation der Weltbank, das Management von Lydian sowie verschiedene Aktionäre des an der Börse von Toronto gelisteten Unternehmens, der amerikanische Botschafter Richard Mills und die englische Botschafterin Judith Farnworth teil. Auch das Management von Zeppelin war eigens aus Deutschland angereist. Die Konzern-Geschäftsführer Michael Heidemann und Christian Dummler begleiteten zusammen mit Mario Meier, dem Geschäftsführer in Armenien, und Vahe Khoranian, Zeppelin Regionaldirektor für Armenien, Weißrussland und Zentralasien, den Spatenstich, der vor einem Cat Kettendozer D10 erfolgte.

War Kulisse für den Spatenstich: ein Cat Kettendozer D10. Fotos: Lydian
War Kulisse für den Spatenstich: ein Cat Kettendozer D10. Fotos: Lydian

Die Baumaschine leistete bereits bei der Erschließung wertvolle Dienste und wird auch in Zukunft für die Massenbewegung unentbehrlich sein. „Durch unsere Teilnahme wollten wir die immens hohe Bedeutung unterstreichen, die der Kunde und das Projekt für uns haben. Mit Amulsar und dessen Anforderungen haben wir uns intensiv auseinandergesetzt. Als einer der weltweit größten Caterpillar Vertriebs- und Servicepartner sind wir in der Lage, Kunden wie Lydian mit dem benötigten Mining Equipment auszustatten und den dazugehörigen Support sicherzustellen, der für den Goldabbau in dieser Dimension erforderlich ist. Lydian kann sich dabei auf unsere Expertise stützen, die wir mit Caterpillar innerhalb von über 60 Jahren Zusammenarbeit aufgebaut haben“, hob Michael Heidemann hervor, als er sich zusammen mit Christian Dummler ein Bild von der Mine machte. Beide nutzten die Gelegenheit, sich mit dem Management von Lydian auszutauschen. Seit über zehn Jahren betreibt Zeppelin in Armenien den Handel und Service mit Cat Baumaschinen, indem in der Hauptstadt Eriwan die Zeppelin Armenien LLC gegründet wurde. Sie ist unter dem Dach der strategischen Geschäftseinheit Baumaschinen CIS untergebracht und hat heute ihren Sitz im armenischen Abovyan, vor den Toren der Hauptstadt. „2006 stieg Zeppelin im Zuge seiner Internationalisierung in das Geschäft mit Cat Baumaschinen in Armenien ein. Wir wollten somit Armenien

als Sprungbrett für zukünftige Aktivitäten im östlichen Mittelmeerraum nutzen. Dieser Schritt hat sich als wegweisend herausgestellt. Denn Armenien ist ein Land, das nicht nur reich an Rohstoffen ist, sondern für die kommenden Jahre eine Reihe von Infrastrukturprojekten plant. Wir erwarten eine hohe Nachfrage nach Baumaschinen, insbesondere bei Großgeräten, sowie Mining-Equipment für den Über- und Untertagebau“, erklärte Christian Dummler. Armenien besitzt nicht nur Vorkommen an Gold, wie Amulsar zeigt, sondern verfügt über Ressourcen wie Eisen, Zink und Kupfer sowie Rohstoffe wie Basalt, Granit, Kalkstein, Marmor und Tuff. Auch Halbedelsteine wie Achat, Japsis und Obsidian und nichtmetallische Rohstoffe wie Bentonit, Diatomit, Perlit und Zeolit werden in dem Land gefördert.

 

Weitere Informationen zum Bergbau in Armenien finden Sie unter www.georgien.ahk.de/fileadmin/ahk_georgien/

Publikation/DWV_-_Georgien_Kompakt_Bergbau.pdf.

November/Dezember 2016