Aufgebockt in der Werkstatt

Sein Attribut ist die Größe: Mit knapp 78,5 Tonnen gilt der Cat 990H als Schwergewicht unter Radladern und deswegen spielt er in der Bundesliga. Weil Einsätze in diesen Dimensionen nicht Standard sind, ist eine lange Nutzungsdauer für Kunden der Schlüssel für ihre Produktivität. Seit 2008 absolvierte ein solches Großgerät bei der Firmengruppe Asamer aus Oberösterreich im Rohstoffabbau von Sand und Kies seinen Einsatz und brachte es dabei auf rund 26 700 Betriebsstunden. Unausweichlich nach dieser Zeit waren die typischen Abnutzungserscheinungen. Um hier wieder in die Vollen gehen zu können, erhielt die Baumaschine eine umfassende Überholung für ein weiteres Maschinenleben. Es war eine Premiere für Zeppelin Österreich und das Serviceteam der Niederlassung Linz, erstmals das Caterpillar Rebuild-Programm durchzuführen – es soll in Zukunft zu einem festen Bestandteil des Servicegeschäfts werden.

„Radladereinsätze und dann auch noch in dieser Größe sind vielfältig. Und das stellt besondere Anforderungen an die Maschinentechnik, die aus vielen beweglichen Teilen besteht“, so Fabian Geretschläger, Serviceleiter der Zeppelin Niederlassung Linz, zu den Besonderheiten. Auf den Prüfstand kamen bei dem Rebuild Motor, Achsen, Getriebe, Kühler und Wandler sowie das Bremssystem und die Hydraulik. Der Gesamtumfang der umfangreichen Instandsetzungsarbeiten erforderte ein fein abgestimmtes Vorgehen mit dem Kunden, das Niederlassungsleiter Christoph Ohnmacht und Serviceberater Gerald Haider begleiteten. Bereits im Vorfeld beschäftigte sich das Team der Niederlassung Linz intensiv mit dem Prozess der Aufbereitung und wie es für den Kunden die Abwicklung bestmöglich darstellen kann. So wurden die Maschinenhistorie sowie Ölanalysen konsultiert, um den Verschleißzustand zu bestimmen. Schließlich muss der Maschinenzustand so exakt wie möglich erfasst werden, denn nur so kann dann der Arbeitsumfang für den Rebuild genau definiert werden. Das war Grundlage für das Angebot, das 2022 fixiert wurde. Die Umsetzung startete dann im Herbst – ein Großteil der Arbeiten erfolgte in der Werkstatt des Kunden, während Komponenten wie Motor und Getriebe in der Niederlassung Linz bearbeitet wurden. „Die Hydraulik instand zu setzen, war die größte Herausforderung für das Team im Service“, erklärte Fabian Geretschläger. Nicht weniger aufwendig: die vielen Meter Kabelbaum wieder neu einzuziehen. Während der Arbeitsschritte stellte sich heraus, dass einzelne Elektronikkomponenten ebenfalls erneuert werden mussten. „Auch wenn wir im Vorfeld viele Parameter unter die Lupe genommen haben, weiß man erst, wie es um Bauteile steht, wenn man eine Baumaschine komplett zerlegt hat. Zusätzlich anfallende Arbeiten haben wir mit dem Kunden abgeklärt. Wir haben uns immer eng mit ihm ausgetauscht und standen ihm beratend bei den anstehenden Entscheidungen zur Seite, sodass er Vor- und Nachteile abwägen konnte, stets im Bilde über die Arbeitsschritte war und genau wusste, was auf ihn zukommt“, so der Zeppelin Serviceleiter.

Baugruppe für Baugruppe arbeiteten sich die Kollegen im Service vor. „Man konnte nicht einfach Arbeitsabläufe vorziehen, sondern wir mussten uns genau an die notwendige Reihenfolge halten. Ein Schritt führte zum anderen. Wir haben Arbeitspakete geschnürt, um die einzelnen Arbeitsprozesse über den Zeitraum von fünf Monaten im Blick zu behalten“, machte Fabian Geretschläger deutlich. Schlussendlich stand der Radlader aufgebockt in der Werkstatt ohne Achsen. Damit betraten die Kollegen von Zeppelin Österreich Neuland, eine Cat Baumaschine in diesem Umfang zu überholen. Im Jahr 2004 wurde von den Zeppelin Kollegen in Deutschland bereits erstmals ein Cat Radlader 980F in seine einzelnen Bestandteile zerlegt und wieder instand gesetzt. In Summe wurden von ihnen bis heute weit über 200 Rebuilds durchgeführt. Muldenkipper sind mit großem Abstand die Baumaschinen, die am häufigsten für ein weiteres Maschinenleben demontiert und wieder neu zusammengenbaut wurden. Doch genauso knöpften sich die Servicemitarbeiter Kettenbagger, Radlader und -dozer sowie in selteneren Fällen auch Rohrverleger und Scraper vor. „Daher lag es natürlich auf der Hand, dass wir uns mit unseren Kollegen vorab abstimmen und uns über ihre intensiven Erfahrungen austauschten, um Tipps für die Vorbereitung und Abwicklung zu erhalten. Kollegen von Power Systems unterstützten bei der Überholung des Motors. Und auch Caterpillar wurde mit ins Boot geholt, um die Maßnahmen entsprechend im Vorfeld zu koordinieren. Unser Ziel war, möglichst viele Bauteile und Komponenten wie den Motorblock vorab zu beschaffen“, so der Serviceleiter. Entsprechende Planung und Vorlaufzeiten bedeutete das insbesondere auch aufgrund der aktuell längeren Lieferzeiten, welche die Mitarbeiter einkalkulieren mussten. Für die fristgerechte Beschaffung waren Kollegen aus dem Ersatzteillager in Köln und Grimbergen gefordert, die nötigen Bestellungen in die Wege zu leiten – manches Bauteil kam auch aus Übersee. „Dank der Unterstützung des Kunden waren alle Arbeitsschritte gut plan- und die Herausforderungen lösbar, sodass die kalkulierten Kosten im vorab definierten Rahmen blieben“, so das Fazit des Serviceleiters. Dennoch galt es auch, kurzfristig auf Veränderungen zu reagieren und entsprechend flexibel zu sein. „Wesentlich für den Erfolg des Rebuilds ist eine detaillierte Dokumentation im Vorfeld, während der Instandsetzung und hinterher, um den Zustand festzuhalten. So können mögliche Abweichungen schnell erkannt und behoben werden. Darauf werden wir bei künftigen Projekten sicher ein noch stärkeres Augenmerk legen“, sind die Erfahrungen, die das Team rund um Fabian Geretschläger gemacht hat. Hierzu zählen Disponent Martin Burger und die Servicetechniker Stefan Aufreiter und Daniel Hammer.

Mit vollem Elan geht es nach dem Rebuild wieder an die Arbeit.

Für den Kunden Asamer wird das Ergebnis der Überholung auch für andere Baumaschinenmodelle eine interessante Alternative gegenüber einer Neuinvestition darstellen. Es gibt bereits Gespräche über nächste Schritte. „Ein Rebuild ist unter Aspekten von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung eine Alternative, aber auch angesichts der Lieferzeiten und Verfügbarkeiten ist eine Überholung eine interessante Option für Kunden, wenn sie so wieder den Werterhalt im Maschinenpark erhöhen können“, meinte Fabian Geretschläger. Nun muss der Cat 990H zeigen, was der Rebuild gebracht hat. „Im Idealfall soll das Arbeitsgerät an sein erstes Maschinenleben anknüpfen. Ob dann wieder 20 000 Betriebsstunden und mehr erreicht werden, wäre wünschenswert, doch das wird die Zukunft zeigen. Möglich ist es, denn den Arbeitseinsatz kennzeichnen konstante Bedingungen. Einen Radlader wie den Cat 990H möglichst lange und nachhaltig zu betreiben, darauf legt der Kunde großen Wert. Dabei wird er sich auch in Zukunft weiterhin ganz auf unseren Service verlassen können“, versprach Fabian Geretschläger.

Mai/Juni 2023