Dass die bauma Impulse setzt für Klimaneutralität, alternative Antriebe, Vernetztes Bauen, Nachhaltiges Bauen und Mining, davon ist Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, überzeugt. Er ist zuversichtlich, dass die Baumaschinenbranche von einer Messe wie der bauma profitiert und nicht nur Innovationen beflügelt, sondern auch den Markt.
Baublatt: Welche Innovationen können Besucher auf der bauma erleben?
Stefan Rummel: Aufgrund der Innovationsdynamik in der Branche ist oft erst kurz vor der Messe absehbar, welche Technologien und Produkte konkret vorgestellt werden. Dennoch zeichnen sich klare Trends ab: Immer mehr Hersteller und Anwender von Baumaschinen setzen sich mit dem Thema Dekarbonisierung auseinander. So strebt beispielsweise die Strabag an, bis 2040 klimaneutral zu werden – ein Vorhaben, das ebenfalls die Baumaschinen betrifft. Auch der Bereich der Digitalisierung birgt einiges an Potenzial. So hat beispielsweise Peri gemeinsam mit der österreichischen DataB GmbH im Januar dieses Jahres das Joint Venture DataForm.Work GmbH gegründet. Basis dafür ist eine KI-Software von DataB, mit der sich Sonderschalungen automatisiert und deutlich schneller erstellen lassen.
Baublatt: Wie nehmen Sie die Stimmung der Baubranche und der Aussteller aktuell wahr?
Stefan Rummel: Messen sind ein Spiegelbild des Marktes, und das gilt natürlich auch für die Baumaschinenbranche. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren bestimmt schon mal positiver. Dennoch ist das Interesse an der bauma nach wie vor sehr hoch. Wir wollen mit der Messe neue Impulse setzen und sind zuversichtlich, dass es bald wieder aufwärts geht. Die Vorfreude unserer Kunden ist deutlich spürbar und ich bin sehr optimistisch, dass wir eine erfolgreiche bauma erleben werden.

Baublatt: Kann die bauma der Branche einen Wachstumsschub geben? Welche Rolle spielt die bauma heute in der Baumaschinenbranche?
Stefan Rummel: Die bauma ist als Weltleitmesse seit jeher auch Impulsgeber für die gesamte Branche. Teilweise richten die Hersteller ihre Produktionszyklen nach dem bauma-Kalender. Die bauma hat sich in der Vergangenheit immer wieder als Plattform für Innovation und Optimismus erwiesen. Sie stärkt das Vertrauen in die Branche und trägt zur Weiterentwicklung des Marktes bei. Die bauma ist der Ort, um sich mit den branchenrelevanten Themen der Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen. Insbesondere Fragen der Nachhaltigkeit und der Digitalisierung werden auf der bauma im Mittelpunkt stehen. Auf unserer Messe können die Akteure der Branche innovative Lösungen präsentieren, die nicht nur technologische, sondern auch politische Dimensionen berücksichtigen. Auch das Thema vernetztes Bauen wird in den kommenden Jahren von zentraler Bedeutung sein. Die bauma zeigt hier die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und alternative Bauweisen. Ein Leitthema ist Nachhaltigkeit: Die bauma wird alternativer Antriebstechnik eine Plattform bieten. Wenn man sich jedoch die Situation auf Baustellen anschaut, dann ist das Bild noch ein anderes. Elektrische Baumaschinen sind kaum vorhanden. Es stellt sich also die Frage: Was muss passieren, damit Baumaschinentechnik, die auf der Messe vorgestellt wird, den Weg in die Praxis findet? Aus meiner Sicht haben alternative Antriebe in der Baumaschinenbranche ein großes Potenzial. Das zeigen auch die Entwicklungen der letzten Jahre und die Exponate unserer Aussteller, die verdeutlichen, dass die Industrie nicht nur reagiert, sondern aktiv an der Umsetzung nachhaltiger Lösungen arbeitet. Ich bin überzeugt, dass diese Technologien in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen und die Marktdurchdringung weiter steigen wird.
Baublatt: Welche Maßnahmen ergreift die Messe München hier, um selbst nachhaltiger zu werden und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren?
Stefan Rummel: Nachhaltigkeit gehört zur DNA der Messe München, und sie prägt weiter unsere Zukunft. So produzieren zum Beispiel unsere drei Photovoltaikanlagen auf den Hallendächern rund 2,6 Millionen kWh Ökostrom pro Jahr. Durch die Nutzung von Sonnenenergie für die drei Anlagen konnte über die letzten 24 Jahre durchschnittlich der Ausstoß von rund 1 460 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermieden werden. Die CO2-Emissionen haben wir seit 2009 bereits um 75 Prozent reduziert. Bereits seit 2020 nutzt die Messe München zu hundert Prozent Ökostrom und unser Wärmebedarf wird seit 20 Jahren zu einem beträchtlichen Teil durch umweltfreundliche Fernwärme gedeckt. Mit einem klimaschonenden Event-Management erfüllen wir auch die Nachfrage unserer Kunden nach nachhaltigen Messeauftritten.
Baublatt: Mit welchen Themen wollen Sie als Veranstalter der bauma neue Impulse geben?
Stefan Rummel: Für die bauma 2025 haben wir gemeinsam mit dem VDMA fünf Leitthemen definiert: Klimaneutralität, alternative Antriebe, vernetztes Bauen, Nachhaltiges Bauen und Mining Challenge. Die Unternehmen spiegeln uns, dass diese Themen die Bedürfnisse der Branche treffen und bei einem Großteil der Aussteller ganz oben auf der Agenda stehen.
Baublatt: Was haben Sie unternommen, um das Messeerlebnis der bauma 2025 zu verbessern und welche Veränderungen haben Sie seit der bauma 2022 eingeläutet?
Stefan Rummel: Nach wie vor wird das Format der bauma in der Branche sehr gut angenommen. Insbesondere die Innovationshalle LAB0, die 2022 erstmals präsentiert wurde, stieß auf großes Interesse. Auch für 2025 setzen wir auf diese Plattform, welche die Zukunft der Baubranche hautnah erlebbar macht. Die Halle wird Start-ups, den Science Hub und Forschungsprojekte beherbergen und neue Impulse setzen. Neu ist auch, dass alle Eintrittskarten für die bauma 2025 die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für die An- und Abreise zur Messe beinhalten. Im Messegelände Nord wird es eine neue Multifunktionsfläche geben, die hauptsächlich als Parkplatz für 300 Reisebusse genutzt wird. Dort wird ebenfalls ein weiterer Eingang für die Besucher errichtet.
Baublatt: 2024 gab es zehn Großkonzerte von Adele auf dem Freigelände Nord der Messe München. Was lässt sich davon für die bauma übernehmen?
Stefan Rummel: Aus meiner Sicht ist es umgekehrt: So profitierte der Veranstalter bei diesem Großkonzert von der großen Erfahrung der Messe München mit herausragenden Großprojekten. Mit der bauma als der flächenmäßig größten Messe der Welt und rund einer halben Million Besuchern in nur einer Woche. Da geht es um den komplexen Aufbau, die Verkehrsführung oder die Abstimmung mit den Behörden. Oder nehmen wir die Papstmesse im Jahr 2006: Da kamen an einem Tag sogar 250 000 Besucher.
Baublatt: 2022 fanden 495 000 Besucher ihren Weg nach München. Warum glauben Sie, dass da diesmal noch mehr geht?
Stefan Rummel: Die bauma 2022 war eine besondere Veranstaltung. Sie war die erste Messe dieser Größenordnung nach der weltweiten Pandemie. Dennoch war auch damals eine regelrechte Aufbruchstimmung in der Branche zu spüren. Das spiegelt sich trotz der angespannten Marktsituation auch im Anmeldestand für die bauma 2025 wider. Wir haben eine sehr hohe Nachfrage, sowohl von Neukunden als auch von Rückkehrern – und sind sehr zuversichtlich, dass wir die Marke von 550 000 Besuchern knacken werden.
April 2025