Fred Cordes über den Fahrplan zu alternativen Antrieben in Cat Baumaschinen

Energiekrise, Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und die Herausforderungen des Klimawandels zwingen zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Bauunternehmen und Rohstoffbetriebe sind aktuell mehr denn je gefordert, sich darauf einzustellen. Sie müssen die Energieeffizienz systematisch und kontinuierlich erhöhen. Weil Baufirmen produktiv, aber auch nachhaltig arbeiten wollen, indem sie Kraftstoff und CO2-Emissionen sparen, setzt Caterpillar darum im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen, damit Baumaschinen den Verbrauch von Energie begrenzen und Ressourcen besser ausschöpfen – das wird auch auf der bauma deutlich, wie Fred Cordes, Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Baumaschinen, erklärt.

Fred Cordes, Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Baumaschinen.

Baublatt: An Ihrem bauma-Messestand in der Halle B6 ist der Dieselmotor noch immer sehr präsent. Steht man bei Caterpillar und Zeppelin nicht unter Strom?

Fred Cordes: Wir stehen immer unter Strom (lacht). Aber mal ernsthaft, derzeit kommt man am Dieselmotor nicht vorbei, denn er kann nicht von heute auf morgen durch andere Technologien ersetzt werden. Die entsprechende Ladeinfrastruktur für Elektroantriebe ist auf Baustellen in der Regel gar nicht vorhanden. Außerdem fehlt es an der Menge an regenerativ erzeugtem Strom, damit die Elektromobilität auch wirklich komplett CO2-frei wäre. Noch müssen unsere Kunden auf konventionelle Energiequellen ausweichen. Umso wichtiger ist es, auf intelligente Maßnahmen zu setzen, um Diesel zu sparen und gleichzeitig die mit grüner Energie hergestellten Brennstoffe in Verbrennungsmotoren konsequent zu nutzen. Das ist genauso CO2-neutral wie mit erneuerbaren Energien erzeugter Strom. Elektroantriebe sind dennoch das große Thema auf der bauma – auch auf unserem Stand zählen Baumaschinen mit der entsprechenden Antriebstechnik zu den Neuheiten. Davon zeugen kompakte, aber auch mittelgroße Cat Baumaschinen, die stärker in den Blickpunkt rücken. Aber wir greifen auch auf Bewährtes zurück: Bereits vor drei Jahren gab es auf der bauma schon Lösungen im Hinblick auf den reinen Batteriebetrieb beziehungsweise dualen Antrieb.

Vollelektrische Prototypen

Diese vollelektrische Prototypen sind auf der bauma in der Messehalle B6 zu sehen, wie der Cat Elektro-Minibagger 301.9 mit einer 48-Volt-Batterie (32 kWh). Eine Akkuladung reicht bis zu acht Stunden – bis zu fünf Stunden Dauereinsatz sind möglich. Fotos: Caterpillar
Und die vierte Baumaschine im Bunde ist ein Cat Elektro-Bagger 320 mit einer 600-Volt-Batterie (320 kWh).

Baublatt: Wie stark fordern Kunden alternative Antriebe mittlerweile ein?

Fred Cordes: Viele Kunden arbeiten mit Hochdruck daran, den CO2-Ausstoß zu senken und haben sich selbst hohe Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Das tangiert dann auch die eingesetzten Cat Baumaschinen. Nachhaltigkeit ist längst ein Kaufargument geworden. Kraftstoffreduzierung war noch nie so wichtig, wie in diesen Zeiten. Ein schöner Nebeneffekt, den Kunden gerne mitnehmen, ist dann auch, weniger CO2 auszustoßen und so einen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Was im konkreten Fall Elektromotoren noch mit sich bringen, sind weniger Geräuschemissionen: Das betrifft den Fahrer, der davon in der Kabine profitiert, weil es leiser ist, aber auch die Arbeitsumgebung bei innerstädtischen Baustellen, wenn die Arbeiten in einer lärmsensiblen Umgebung erfolgen. Dabei geht es aber um viel mehr als nur Elektromotoren einzusetzen, sondern ein nachhaltiger Ansatz umfasst ein Gesamtkonzept. Hierzu tragen das Flottenmanagement, Assistenzsysteme, Fahrerschulungen sowie Simulatoren für das Training effizienten Arbeitens bei. Davon machen Bauunternehmen schon viel Gebrauch und haben bereits viel erreicht, aber es ist sicherlich noch mehr möglich, wenn man wirklich etliche Tausende Liter Diesel einsparen und somit massiv CO2 reduzieren will.

Baublatt: Was hat sich denn hier bislang schon bewährt?

Fred Cordes: Das stufenlose, leistungsverzweigte Getriebe in Radladern hat sich in den letzten zehn Jahren bei Leistungsgeräten im Dauerbetrieb durchgesetzt. Der Fokus lag zu Beginn auf niedrigen Betriebskosten. Damit verbunden waren natürlich ein niedriger Kraftstoffverbrauch und weniger CO2-Emissionen. Umschlagbagger für das Recycling und die Entsorgung wurden inzwischen elektrifiziert und sind dort von Kunden gut aufgenommen worden. Seit 2010 gibt es dieselelektrische Systeme – hier war der Cat Dozer D7E ein Vorreiter. Sein Nachfolger in Form des D6 XE wird von Kunden sehr geschätzt. Gute Fortschritte konnte man auch mit dem Cat Radlader 988K XE und seinem dieselelektrischen Antrieb erzielen, den wir ebenso auf der kommenden bauma zeigen. Er verbraucht bei einem Umschlag von 600 Tonnen Material in der Stunde rund 21 Liter Diesel. Das ist wirklich richtungsweisend für CO2- und somit Energieeinsparungen, wenn alle Baumaschinen dieser Welt solche Werte bei der Effizienz erreichen könnten. Es ließe sich auch rasch umsetzen, weil die Technik bereits da ist und man Kaufanreize durch entsprechende Förderprogramme generieren könnte. Eine entsprechende Ladeinfrastruktur für Elektromobilität muss man erst aufbauen. Das wird noch etwas dauern.

Baublatt: Wie groß ist denn der Markt für solche Technologien überhaupt?

Fred Cordes: Wenn man die Berichterstattung in den Medien verfolgt, könnte der Eindruck entstehen, dass die tatsächliche Nachfrage enorm groß ist. Schaut man sich die statistischen Auswertungen des VDMA zum Beispiel an, dann wird ein ganz kleiner Bruchteil an Maschinen mit Elektroantrieben in den Markt gebracht. Das Interesse daran ist derzeit groß, aber die tatsächliche Nachfrage eher gering. Davon darf man sich jedoch nicht beirren lassen. Man muss sich nur anschauen, wie sich die E-Mobilität bei Pkw und Lkw entwickelt hat. Erst ging es mit wenig Stückzahlen los und hat dann auf einen Schlag Fahrt aufgenommen.

Baublatt: Auf dem Investorentag im Mai 2022 hat Caterpillar seine Nachhaltigkeitsstrategie präsentiert. Was dürfen Kunden in Zukunft bei Baumaschinen erwarten?

Fred Cordes: Bei Caterpillar liegt der Fokus nicht auf einer Antriebsart, sondern es wird ein technologieoffener Ansatz verfolgt, um Kunden mit zuverlässigen, nachhaltigen Energielösungen zu unterstützen und ihnen eines Tages alle Modelle mit CO2-freien Antrieben anbieten zu können. Dabei stehen Technologien im Zentrum, mit denen sich Energie umwandeln lässt – hier beschäftigt man sich intensiv mit den Möglichkeiten, die Elektromotoren, Brennstoffzellen, Batterien, Verbrennungsmotoren oder die Kombination in Form eines Hybridantriebs bringen. Darüber hinaus werden geeignete Energieträger, wie fossiler Dieselkraftstoff, HVO, Biodiesel, E-Fuels, elektrische Energie oder Wasserstoff, ausgelotet nach ihrem Potenzial. Cat Baumaschinen lassen sich inzwischen auch mit synthetischen Kraftstoffen betreiben, falls Kunden dies wollen. Der Fahrplan für die nächsten Jahre ist beeindruckend und klar.

Baublatt: Wie sieht er aus?

Fred Cordes: Bis 2025 sollen Pilotmodelle folgen und 2027 soll es bereits weitere vollelektrisch angetriebene Großmaschinen wie Muldenkipper geben. Schon heute sind dieselelektrisch angetriebene Muldenkipper verfügbar, die per Oberleitungsstrom – sogenannte Trolleys – längere Strecken ohne Einsatz eines konventionellen Dieselmotors zurücklegen können. Daraus lässt sich vieles ableiten und dann für andere Anwendungen übernehmen. Das Team von Caterpillar arbeitet mit Hochdruck daran, fortschrittliche Energielösungen auf den Markt zu bringen. Dabei kann es umfassendes Know-how bei der Integration von kohlenstoffarmen Kraftstoffen, Batterien, Elektro- und Hybridantrieben und fortschrittlichen Steuerungen in Baumaschinen vorweisen. Es hat Erfahrung darin, etablierte Energiequellen mit neuen Technologien zu kombinieren. Das zeigt auch ein anderes Beispiel: In der Industriemotorsparte laufen bei Caterpillar viele Entwicklungen im Bereich der Wasserstofftechnologie. Es gibt Stromgeneratoren, die mit Wasserstoff arbeiten. Es wird an Brennstoffzellen geforscht. Da wird noch viel Neues kommen, das sich dann auf Baumaschinen übertragen lässt. Denn viele Experten sehen den Elektroantrieb als reine Brückentechnologie an.

Baublatt: Was wird denn stattdessen kommen?

Fred Cordes: Häufig wird in der ganzen Diskussion über alternative Antriebe etwas Entscheidendes vergessen: Wo kommt die Energie her, die dann die Baumaschinen benötigen? Auch das hat Caterpillar auf dem Schirm und arbeitet an einem umfassenden Batterie- und Energiemanagementkonzept. Realisiert wurden schon der elektrische Cat Untertagefahrlader R1700 XE LHD mit batterieelektrischem Antrieb. Dank der integrierten Schnellladetechnik können die Batterien der Maschine aufgeladen werden, während sie auf dem R1700 XE verbleiben, um die verfügbare Betriebszeit zu maximieren. Ein transportierbares Ladegerät ermöglicht ein schnelles Aufladen, das sich auf andere Anwendungen übertragen lässt. So sollen nicht nur innovative Produkte, sondern auch Technologien und Dienstleistungen entwickelt werden, die Kunden helfen, ihre klimabezogenen Ziele zu erreichen. Caterpillar hat sich das Ziel gesetzt, alle neuen Produkte bis 2030 nachhaltiger zu machen als die Vorgängergeneration. Das heißt, nicht nur geringere Emissionen oder verbesserte Effizienz, sondern ein verbessertes Design für die Wiederaufbereitung beziehungsweise Generalüberholung in Form eines Rebuilds. Auch höhere Sicherheit und Bedienerfreundlichkeit sind Aspekte, die man nicht vergessen sollte und die permanent weiterentwickelt werden.

Baublatt: Was unternimmt Zeppelin selbst, um nachhaltiger zu werden?

Fred Cordes: Zeppelin strebt einen CO2-neutralen Betrieb bis 2030 an. Das erreichen wir nur mit diversen Maßnahmen. So wird unser Fuhrpark ebenfalls auf E-Mobilität umgestellt. Damit einher geht der Aufbau der entsprechenden Ladeinfrastruktur, aber auch unser Niederlassungsnetz muss darauf ausgerichtet und angepasst werden. Bis 2030 sollen alle Gebäude energetisch saniert werden. Dazu gehört die Installation von Fotovoltaik oder die Umstellung der Beleuchtung auf LED. Nachhaltigkeit geht viel weiter. Es geht auch um die Reduzierung des Wasserverbrauchs und Abfalls. Hier sitzen wir alle im gleichen Boot und müssen uns den gleichen Herausforderungen stellen, die ein nachhaltiger Wandel mit sich bringt.

September/Oktober 2022