Gradmesser für Investitionen

Ein Kommentar von Sonja Reimann

Welchen Nutzen haben Messen, wenn sich die Lieferantensuche längst online abspielt und Produktpräsentationen auf YouTube erfolgen? Als die Corona-Pandemie hereinbrach, herrschte der Tenor: Wir können Informationen digital konsumieren. Eine Erkenntnis, die sich nur teilweise als richtig erwies. Online-Plattformen bieten keinen Ersatz für einen Live-Besuch von Messen, können ihn jedoch begleiten. Was das Wesen einer bauma ausmacht, sind die Möglichkeiten zum Networking. Persönliche Begegnungen, direkte Kontakte und der detaillierte Austausch von neuen Ideen – deswegen kommen die Besucher nach München und nehmen eine lange Anreise auf sich. Denn auf geballtem Raum haben sie die Möglichkeit, Geschäftspartner zu treffen, bestehende Beziehungen zu pflegen und sich über aktuelle Entwicklungen in der Branche auszutauschen, was Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich die Branche weiterentwickelt. Der direkte Kontakt zu Entwicklern und Herstellern schafft ein besseres Verständnis für neue Technologie und auch das Vertrauen in deren Anwendung.

All das erklärt auch, warum aller wirtschaftlicher Unsicherheiten zum Trotz Messen ein zentrales Marketinginstrument für Unternehmen sind, so der Verband der deutschen Messewirtschaft AUMA. Das Interesse an einer Weltleitmesse wie der bevorstehenden bauma stützen Zahlen: 3 500 Aussteller werden eine Fläche von 614 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche belegen. Die bauma ist erneut ausgebucht. Und das hat seinen Grund.

Vom 7. bis 13. April kreieren Aussteller wieder eine Markenwelt rund um Baumaschinen – der bauma-Besuch soll zu einem persönlichen Erlebnis werden, wenn Besucher Stahlkolosse aus der Nähe sehen, das blanke Eisen berühren und sich mit einem Selfie vor dem riesigen Reifen eines Muldenkippers verewigen können. Das sorgt für besondere Gänsehaut-Momente. Messen haben einen unglaublichen Unterhaltungswert. Nicht umsonst gestalten viele Bauunternehmen ihren bauma-Besuch auch als einen Betriebsausflug und nehmen ihre Mitarbeiter mit – das verbindet und sorgt für ein gutes Betriebsklima. Allein das mag jedoch nicht ausschlaggebend sein, warum eine bauma zum Branchenereignis wird.

Will eine bauma Weltleitmesse sein, muss sie Trends und Visionen für die Zukunft eine Plattform bieten – inzwischen geht es noch weiter: Sie müssen durch Visualisierung erlebbar gemacht werden. Doch welche Lösungen in Form von Hightech bieten die Aussteller, um das Bauen zu verändern? Auch das muss eine bauma beantworten können. Nur so bleibt ihre Anziehungskraft ungebrochen. Gefragt sind Lösungen für spezifische Probleme, weil Kosten und Emissionen weiter runter müssen. Was Besucher darum auf dem Schirm haben, sind KI, Robotik und Automatisierung sowie nachhaltige Antriebe. Denn die Branche befindet sich im Wandel und erfordert eine Modernisierung, um Bauen klimaneutral, ressourcenschonend und digitaler zu machen. Doch das kann nur gelingen, wenn die politischen Akteure Rahmenbedingungen schaffen, auf die sich Unternehmen verlassen können und die Anreize für Investitionen bieten. Wie gut das Investitionsklima derzeit ist, dafür ist die bauma ein Gradmesser. Allerdings gibt es auch dafür keine absolute Garantie. Denn eine bauma kann Investitionen beflügeln und der Bauwirtschaft frischen Auftrieb bringen, selbst wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen derzeit schwierig erscheinen. Dieses Überraschungsmoment kann die bauma 2025 nutzen.

April 2025