Wechselstiel-Prototyp für Cat MH3040 bewährt sich beim Schrottumschlag

So wie jeder Handwerker nur Spitzenleistung abliefern kann, wenn er das richtige Werkzeug hat, braucht auch jeder Recyclingbetrieb für anfallende Arbeitsprozesse das passende Equipment, um Altholz, Bauschutt, Boden, Papier, Plastik oder Metalle mit der größtmöglichen Wertschöpfung für einen weiteren Einsatz aufzubereiten. Doch wenn es das noch nicht gibt? Dann muss es eben konstruiert werden. Leichter gesagt als getan. Doch Zeppelin ließ den Worten Taten folgen. Nach Vorgaben des zertifizierten Entsorgungsspezialisten Bergler aus Weiherhammer entwickelte die Abteilung Customizing erstmals einen Wechselstiel für den Cat Umschlagbagger MH3040. Damit wird die Baumaschine zu einem Prototyp, der bislang weltweit einzigartig ist. So werden zwei Aufgaben mit einem Gerät abgedeckt.

Eine klare Trennung braucht es im Schrottumschlag, um die unterschiedlichen Altmetalle nach Haufwerken zu separieren und mit einem sauberen Schnitt für die Weiterverarbeitung aufzubereiten. „Der Kunde wollte ein Trägergerät für zwei verschiedene Aufgaben haben“, definiert Michael Arzberger, Zeppelin Verkaufsleiter Bayern für Materialumschlag und Recycling, das Anforderungsprofil. Mit einem geraden und vier Meter langen Stiel soll bei Bergler eine 2,9 Tonnen schwere Schrottschere mit einer Backenöffnung von 565 und einer Backentiefe von 630 Millimetern bedient werden können, um den Schrott zügig in die Chargen für Stahlwerke zu zerlegen. Für das Sortieren und die Verladung auf Lkw braucht es wiederum einen Polypgreifer. Dieser wird dann per vollhydraulischem Wechselsystem an einer gekröpften und drei Meter langen Stielverlängerung angebracht. Somit wird eine Reichweite von 15,4 Metern erzielt.

Geschäftsführer Thomas Bergler (Mitte), Betriebsleiter Marco Bauer (Zweiter von rechts), Fahrer Martin Hanauer (auf dem Cat MH3040), mit Gerhard Hamsch (Zweiter von links), Zeppelin Verkaufsrepräsentant von der Niederlassung Erlangen, Michael Arzberger (rechts), Zeppelin Verkaufsleiter Bayern für Materialumschlag und Recycling, und Michael Sünder (links), Projektleiter für Sonderlösungen der Abteilung Customizing bei Zeppelin. Fotos: Zeppelin

Die beiden Stiele zum Wechseln wurden entsprechend den Kundenanforderungen neu entwickelt und gebaut“, so Michael Sünder, Projektleiter für Sonderlösungen der Abteilung Customizing. Das bedeutete, vorab die geforderten Trag- und Hublasten zu berechnen. Entsprechende Anpassungen an der Arbeitshydraulik für den Umlenkstiel, wie ihn der Schereneinsatz erforderlich machte, waren notwendig. Dieser setzt einen Arbeitsdruck von bis zu 350 Bar und einen Öldurchfluss von 200 bis 250 Litern pro Minute voraus. Auch der verwendete Polypgreifer ist auf 350 Bar und einen Öldurchfluss von 100 Litern pro Minute angewiesen. Als Trägermaschine konzipiert, hat der Cat MH3040 alles an Bord, um Drücke und Durchflussmengen für bis zu 20 Anbaugeräte zu speichern und einzustellen. Dazu wurde extra Tool Control nachgerüstet. Wie alle Cat Bagger der neuen Generation ist der Umschlagbagger mit einer elektrohydraulischen Vorsteuerung ausgestattet. Weil es im Umschlag von Schrotten und Metallen auf kurze Reaktionszeiten ankommt, soll das Arbeitsgerät schnell ansprechen und entsprechend starke Leistung abliefern. Durch den Wechselstiel waren daher auch Modifikationen der elektrohydraulischen Vorsteuerung erforderlich. Schließlich musste die Elektronik samt Steuerung angepasst werden. „So ein Umschlagbagger wie ein MH3040 ist sehr speziell. Die Maschine beruht auf der Plattform eines Kettenbaggers vom Typ 330 und wurde strukturell sowie softwaretechnisch für den anspruchsvollen Materialumschlageinsatz entwickelt“, erklärt Gerhard Hamsch, Zeppelin Verkaufsrepräsentant von der Niederlassung Erlangen, die an das auf Metallhandel spezialisierte Unternehmen für das Entsorgungszentrum in Mantel erstmals ein Cat Gerät lieferte.

Maßgeblichen Anteil daran hatte auch der Maschinist, der in die Investitionsentscheidung miteinbezogen wurde. „Fahrerwünsche spielen inzwischen eine große Rolle, was Wahl und Ausstattung ihres Arbeitsgeräts betrifft. Schließlich sollen sich die Maschinisten wohlfühlen, wenn sie damit jeden Tag arbeiten“, so Gerhard Hamsch. Ein Touchscreen-Monitor mit Jog-Dial-Eingabe ermöglicht nun Martin Hanauer die Navigation durch die Funktionen. Die Joystick-Einstellungen, die auch an den Greiferbetrieb angepasst wurden, und der bevorzugte Leistungsmodus können schnell über den Monitor eingestellt werden. Weil es auf dem Umschlagplatz eng hergeht, muss die Baumaschine wendig sein. Damit der Fahrer beim Rangieren, Sortieren und Beladen von Lkw mit dem begehbaren Steg nirgendwo aneckt oder hängen bleibt, wurde dieser von der Customizing-Abteilung als klappbare Lösung entwickelt. „Ich habe schon viele Hersteller gefahren, aber der neue Bagger ist kein Vergleich dazu. Er liefert volle Leistung und ist viel leiser. Ich sitze den ganzen Tag in der Maschine. Da muss der Sitz vom Komfort her passen. Die Schere hat viel Kraft, um den Stahlschrott zu schneiden“, bestätigt Martin Hanauer, der mit dem Cat MH3040 seit Mitte Januar arbeitet. Und Marco Bauer, Betriebsleiter von Bergler, ergänzt: „Durch den Wechselstiel sind wir viel flexibler geworden.“ Bis der Fahrer auf den Greifer umstellt, lässt er immer wieder eine gewisse Menge an Stahlschrott zusammenkommen. „In Zukunft wollen wir den Wechselstiel auch anderen Kunden in Verbindung mit dem Schnellwechselsystem von Oilquick anbieten“, kündigt Michael Sünder an.

Marco Bauer, Betriebsleiter von Bergler: „Durch den Wechselstiel sind wir viel flexibler geworden.“

Mit seinem Wechselstiel ist der Cat MH3040 bislang ein weltweit einzigartiger Prototyp
Für das Sortieren und die Verladung auf Lkw braucht es wiederum einen Polypgreifer. Dieser wird dann an einer gekröpften und drei Meter langen Stielverlängerung angebracht.

Bergler plant noch ein Gestell zu bauen, um den Stiel, der gerade pausiert, sauber ablegen zu können. Schließlich sollen keine Partikel das System verunreinigen. Das schadet der Hydraulik, sorgt für einen Leistungsverlust oder im schlimmsten Fall auf Dauer für eine Schaden. „Wir kaufen nicht alle drei, vier Jahre eine neue Maschine, sondern wollen eine Umschlagmaschine an die 20 000 Betriebsstunden einsetzen. Auch das ist nachhaltig, wenn man so Ressourcen schont. Das entspricht unserem Geschäftsmodell. Daher brauchen wir einen Umschlagbagger, der genau zu unserem Anforderungsprofil passt. Umso besser, dass der neue Cat auch noch der aktuellen EU-Emissionsstufe V entspricht“, erklärt Geschäftsführer Thomas Bergler. Er vertritt die vierte Unternehmergeneration. 1949 wurde einst der Grundstein im Kohlehandel gelegt. 1975 wurde das Geschäftsfeld Entsorgung gegründet und ein Containerdienst aufgebaut. Heute sind 90 Fahrzeuge im Umlauf. 1989 erfolgte der Einstieg in den Metallhandel und das Recycling – die Leistungen werden für Industrie, Gewerbe, Handel, Kommunen und Privatpersonen erbracht. Inzwischen gehören Standorte wie Amberg, Bindlach, Steinfels, Weiden und Weiherhammer zur Firmengruppe, die darüber hinaus einen Mineralölhandel sowie eine Reparaturwerkstatt für Iveco-Nutzfahrzeuge betreibt und als inhabergeführte Unternehmensgruppe 250 Mitarbeiter beschäftigt. In Zukunft soll eine schwimmende PV-Anlage auf dem angrenzenden Baggerweiher installiert werden, um Strom in Höhe von 750 kW Peak für den Eigenbedarf des angrenzenden Metallhandels zu produzieren und so den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. „Vielleicht ist dann in Zukunft auch der Einsatz eines Elektrobaggers eine Option“, so Thomas Bergler. Aber das ist dann der nächste Schritt.

März/April 2023