Erfahrungen mit Cat Command im Steinbruch von Lukas Gläser

Ganze 270 Kilometer trennten Lukas Bay und Sebastian Hornemann von ihrem eigentlichen Arbeitsplatz: dem Steinbruch von Lukas Gläser im baden-württembergischen Kirchberg-Zwingelhausen und der bauma in München. Mitten in der Messehalle B6 war ihr Arbeitsplatz aufgebaut und ein Fahrersitz mit der Fernsteuerung Cat Command installiert worden, um den Messebesuchern in Echtzeit zu veranschaulichen, wie die Technologie funktioniert. In Summe haben die beiden Fahrer mit einem Cat Kettenbagger 395 und Cat Kettendozer D6 XE während ihres Arbeitseinsatzes auf der bauma 23 000 Tonnen Material remote bewegt. Normalerweise stehen die Maschinisten bei ihrer Arbeit nicht im Rampenlicht. Doch auf der bauma haben wir ihnen, wie tausende von Besuchern auch, quasi über die Schulter geschaut und uns mit ihnen darüber ausgetauscht, welche Herausforderungen sie im täglichen Arbeitsalltag bei der Rohstoffgewinnung meistern müssen, wenn sie nicht mehr direkt in der Kabine sitzen.

Die Fahrer Lukas Bay (sitzend) und Sebastian Hornemann bewegten mit einem Cat Kettenbagger 395 und Cat Kettendozer D6 XE während ihres Arbeitseinsatzes auf der bauma 23 000 Tonnen Material remote im Steinbruch von Lukas Gläser.  Foto: Zeppelin/Michael Namberger

Baublatt: Was hat Sie dazu bewegt, sich auf die Fernsteuerung von Baumaschinen einzulassen?

Lukas Bay: Als wir informiert wurden, dass Lukas Gläser Cat Command einsetzen will, konnten wir uns zunächst darunter nichts vorstellen, weil es so eine Form der Steuerung bislang in Deutschland in einem Steinbruch noch gar nicht gab. Wir hatten diese weder zuvor gesehen noch hatten wir davon gehört. Nachdem wir gefragt wurden, ob wir mit Cat Command arbeiten wollen, wurden wir dann zu Caterpillar nach Málaga auf das Demogelände eingeladen. Dort konnten wir dann den Umgang mit Cat Command kennenlernen. Wir haben uns vor Ort informiert und konnten uns ein Bild von der Technologie machen.

Sebastian Hornemann: In Málaga durften wir uns alles anschauen und wir konnten Cat Command an einer Raupe D7 und einem Kettenbagger 340 ausprobieren. Außerdem durften wir die Steuerkonsole mit einem Cat Kettenbagger 326 und einem Greifer testen.

Baublatt: Können Sie kurz anderen Maschinisten erklären, wie Cat Command funktioniert, wenn man es noch nie gesehen hat?

Sebastian Hornemann: Das System besteht aus einem Sitz und einem ähnlichen Bedienfeld und Steuerelementen, so wie sie auch in einer ganz gewöhnlichen Kabine eingebaut sind. Hinzu kommen Bildschirme und vier Kameras an der Baumaschine, die deren Bewegungen visualisieren. Wir arbeiten über Bildschirme und über Sound. Es sind die gleichen Geräusche, die beim Laden oder Abschieben entstehen, wie sie dann auch sonst in das Innere der Kabine eines Baggers oder Dozers übertragen werden.

Baublatt: Wie ist es denn auf der bauma? Können Sie bei der Geräuschkulisse noch die Geräusche des Cat Kettenbaggers und -dozers im Steinbruch hören?

Lukas Bay: Wir arbeiten hier mit Kopfhörern, damit wir nicht abgelenkt werden.

Baublatt: Wie haben Sie sich mit der neuen Technik vertraut gemacht?

Lukas Bay: Wir haben uns alles erklären lassen und haben das ganze System und die Anwendung hinterfragt. Es betraf vor allem die konkrete Praxis. Wir wollten wissen, was passiert, wenn die Baumaschine einen Fehler meldet und wie Cat Command darauf reagiert.

Baublatt: Was geschieht dann?

Sebastian Hornemann: Cat Command reagiert schnell und die Baumaschine wird gestoppt und abgeschaltet. Wir können dann selbst prüfen, woher der Fehler kommt: Geht es von der Kommandostation, der Maschine selbst oder vom Netzwerk aus?

Lukas Bay: Diese Information hilft wiederum dem Servicetechniker, wenn er weiß, dass es am Netzwerk und eben nicht an der Maschine liegt.

Baublatt: Was mussten Sie für die Steuerung lernen und was mussten Sie in ihrem Fahrstil anpassen?

Sebastian Hornemann: Es ist ein anderes Gefühl und man muss Distanzen und Abstände anders einschätzen und beurteilen.

Baublatt: Ist es anstrengender?

Lukas Bay: Man merkt es an den Augen, wenn man den ganzen Tag vor Bildschirmanzeigen sitzt. Deswegen sind wir auch zu zweit und wechseln uns ab. Wir müssen uns noch mehr konzentrieren. Der Arbeitsplatz ist nicht mit dem in der Kabine einer Baumaschine vergleichbar. Es macht keinen Sinn, wenn wir uns umdrehen oder nach hinten schauen. Wir haben nur die Kameras und Lautsprecher, auf die man sich voll und ganz verlassen muss.

Baublatt: Können Sie beide Maschinen, also Kettenbagger und -dozer, gleichzeitig bedienen?

Lukas Bay: Das geht nicht. Wir haben eine Kommandostation und können mit einem Fahrer zwei Geräte steuern, indem der Bagger 395 erst Material verlädt. Steht die Raupe im Bereich der Verfüllung, kann ich darauf umschalten und anschließend abschieben.

Baublatt: Was ist schwieriger, ferngesteuert zu bewegen: die Raupe oder der Bagger?

Sebastian Hornemann: Wir haben mit dem Bagger begonnen. Es ist definitiv schwieriger, ihn fernzusteuern. Man muss den vollen Löffel exakt mittig über eine Mulde positionieren und auskippen. Auf dem Monitor lässt sich nicht immer ganz genau erkennen, wie lang und tief eine Mulde ist, die beladen werden muss. Manchmal geht dabei auch was daneben. Dann muss man mit dem Stiel noch mal weiter ausholen. Das muss man richtig einschätzen können. Aber das lernt man mit der Zeit.

Lukas Bay: Dem stimme ich zu. Eine andere Situation ist: Wenn wir mit dem 395 von der hohen Wand wegladen. Deswegen haben wir Cat Command und dürfen darum den Bagger einsetzen. Oft schwenken wir den Stiel in Richtung Wand und denken, wir sind schon nah genug dran. Aber wir sehen, dass es noch Luft nach vorne gibt. Aber das Auge hat uns getäuscht.

Baublatt: Welche Anforderungen stellt Cat Command an einen Fahrer?

Lukas Bay: In erster Linie muss man eine Baumaschine wie einen 395 oder eine D6 XE kennen. Man muss schon mal damit manuell gefahren sein.

Sebastian Hornemann: So bekommt man ein Grundverständnis, wie die Maschine reagiert. Man braucht nicht allzu viel Kraft, sondern es reichen kleinste Bewegungen der Joysticks aus.

Baublatt: Welche Tipps geben Sie Fahrern mit auf den Weg, die ebenfalls Baumaschinen remote steuern müssen?

Lukas Bay: Damit arbeiten und Erfahrungen sammeln. Und am Anfang langsam machen und sich Zeit nehmen. Das haben wir auch getan. Es geht nicht darum, viel Masse zu bewegen. Der wichtigste Punkt ist Sicherheit. Deswegen setzen wir Cat Command ein. Wenn man unsere Wand mit 80, 90 Metern Höhe anschaut, dann weiß man, dass uns Fahrern dank Cat Command nichts passieren kann. Maschinen kann man ersetzen, Menschen nicht.

Baublatt: Wie lange hat es gedauert, bis man die Fernsteuerung beherrscht?

Lukas Bay: Ich denke, in einer Woche waren wir so weit, dass wir damit arbeiten konnten.

Baublatt: Wo würde ein Einsatz außerhalb eines Steinbruchs sonst noch Sinn machen?

Lukas Bay: Überall da, wo es um Sicherheit geht. Das betrifft Kampfmittelbergung, aber auch den Abbruch, sofern noch ein paar Kameras mehr verbaut werden.

Sebastian Hornemann: Ich glaube, dass ein Abbruch in großer Höhe mit einem langen Ausleger schwierig ist.

Baublatt: Haben Sie noch Verbesserungsvorschläge, die Caterpillar und Zeppelin einführen sollten?

Lukas Bay: Eine Kamera am Baggerarm für direkte Sicht auf den Löffel, um abzuschätzen, dass man den Löffel mittig in der Mulde platziert hat, wäre noch gut. Bei der Raupe haben wir Luftschläuche und einen Kompressor eingebaut. Per Knopfdruck am Joystick wollen wir diesen betätigen können, damit die Kameralinse vom auftretenden Staub freigeblasen wird. Wir wollen dann nicht immer mit einem Auto zur Maschine fahren, sondern das Freiblasen ebenfalls automatisch machen.

Juni 2025