Oldtimer-Nutzfahrzeug-Treffen: Schwelgen in Nostalgie

Alt und neu – diese Gegensätze markierten das Oldtimer-Nutzfahrzeug-Treffen, das die Kies- und Sandwerke Ebenhöh zum neunten Mal auf die Beine stellten. Das Gelände in Pliening vor den Toren Münchens bot dazu die passende Kulisse für eine umfangreiche Ausstellung. Dort kamen Oldtimer-Fans voll auf ihre Kosten, denn entsprechend vielfältig war das Aufgebot an vortrefflich restaurierten Fahrzeugen und Baumaschinen. Den Klassikern standen Innovationen gegenüber, die aufzeigten, welche Entwicklung Baumaschinen und Kipper im Lauf von vielen Jahrzehnten genommen haben. So bekamen die Besucher einen Eindruck, mit welchen Mitteln früher auf Baustellen gearbeitet wurde und welche Technik heute angesagt ist. Das ganze Programm diente auch noch einem guten Zweck: Das Unternehmen unterstützte mit der Ausstellung die Nicolaidis YoungWings Stiftung und deren Onlineberatungsstelle für Halb- und Vollwaisen.

Ältester Vertreter war eine Best Sixty, die 1919 in St. Louis gebaut wurde. Fotos: Zepelin
Ältester Vertreter war eine Best Sixty, die 1919 in St. Louis gebaut wurde.

Gepflegte Oldtimer, darunter klangvolle Namen mit Tradition wie Borgward, Büssing, Kaelble oder Hanomag und Henschel, wurden nicht nur präsentiert und prämiert, sondern manche Rarität wurde extra nochmal angelassen, sodass die Besucher in nostalgischen Erinnerungen schwelgen konnten, während sie Dieselgeruch schnupperten, und Besitzer der Oldies ihnen vorführen konnten, was in den alten Fahrzeugen noch steckt. Aufgeboten wurden Feuerwehr-Löschwagen, -Mannschaftswagen, -Gerätewagen und -Wagen mit Drehleitern. Inspiziert werden konnten ein BMW 335, ein Goliath Dreirad, ein DKW Coupe oder ein DKW F7. Eine Kranfahrt bot einen Überblick über das Gelände aus der Vogelperspektive und das ganze Ausmaß der Ausstellung. Es gab die Möglichkeit zu Probefahrten und Ausfahrten sowie einen Fahrsimulator zum Ausprobieren. Nicht nur Fahrzeuge in Original-Größe wurden geboten, sondern auch Miniaturmodelle durften ferngesteuert werden.

Die Oldtimer-Präsentation stellten die Unternehmerfamilie Ebenhöh und Mitarbeiter des Kies- und Sandwerks, das in diesem Jahr sein 70. Jubiläum feiert, bereits zum neunten Mal auf die Beine. Begonnen hatte alles 1999, als Seniorchef Jürgen Ebenhöh aus Liebe zu Pkw- und Lkw-Oldtimern das erste Kippertreffen dieser Art organisiert hatte, um auch andere Gleichgesinnte an seiner Leidenschaft für restaurierte Fahrzeuge teilhaben zu lassen. Längst sind auch seine Kinder Marc, Melanie und Nick vom Oldtimer-Virus befallen – ein Magirus-Deutz Jupiter Typ HDEL mit Kesselaufbau, Baujahr 1963, mit 195 PS, Achtzylinder-Dieselmotor und 12,7 Liter Hubraum, ist das jüngste Objekte, das die vier zur Restauration erhielten. Um die Nutzlast zu erhöhen, wurde das Zugfahrzeug seinerzeit mit einer zusätzlich lenkbaren dritten Achse ausgestattet, welche beim Rückwärtsfahren pneumatisch verriegelt wird. Solche Besonderheiten ziehen Oldtimer-Liebhaber in ihren Bann. Kein Wunder also, dass sich die Ausstellung zu einer festen Größe unter ihnen etabliert hat. 2014 hatten sich 130 Teilnehmer rund 5 000 Gästen präsentiert. Zwei Jahre später fanden sich noch mehr ein. Dabei hatten die Aussteller auch diesmal wieder wahre Schätzchen aus ihren Garagen geholt, um sie der Öffentlichkeit vorzuführen. Ältester Vertreter war eine Best Sixty, die 1919 in St. Louis gebaut worden war. Bis 1931 entstanden davon 18 948 Modelle mit 72 PS und einem Vierzylinder-Benzinmotor und 18,5 Liter Hubraum, informierte der Hauptsponsor, die Zeppelin Niederlassung München, welche das Schätzchen eigens aufgefahren hatte. Eine D2, Baujahr 1954, markierte die Weiterentwicklung der Raupenfahrzeuge. Produziert wurde sie am Firmensitz von Caterpillar in Peoria – zwischen 1938 und 1957 kamen rund 26 454 Modelle auf den Markt mit einem 36 PS starken Dieselmotor und einem Hubraum von 3,6 Litern. Sie hat die Zeppelin Niederlassung München wie den dritten Cat Dozer, eine D4D, im Bunde von der Niederlassung Oberhausen besorgt. Die Baumaschine stammt von 1965. Von der Serie entstanden zwischen 1963 und 1977 rund 46 800 Maschinen mit 89 PS, 8,6 Liter Hubraum und einem Vierzylinder-Dieselmotor.

Vereinte Klassiker mit Neumaschinen: das Oldtimer-Nutzfahrzeug-Treffen, das die Kies- und Sandwerke Ebenhöh zum neunten Mal auf die Beine stellten.
Vereinte Klassiker mit Neumaschinen: das Oldtimer-Nutzfahrzeug-Treffen, das die Kies- und Sandwerke Ebenhöh zum neunten Mal auf die Beine stellten.

Über ein Dutzend Hersteller von Baumaschinen, Nutzfahrzeugen und Geräten für die Kiesproduktion nutzten auch diesmal die Gelegenheit, um parallel neben historischen Fahrzeugen ihre neuen Produkte vorzustellen. Deswegen gilt die Ausstellung in Pliening auch als kleiner Ableger der bauma und weckt so von Mal zu Mal mehr das Interesse von Fachbesuchern. Beispielsweise stellte die Zeppelin Niederlassung München zusammen mit der Mietstation von Zeppelin Rental eine ganze Bandbreite ihrer Cat Geräte aus, wie Minibagger 303ECR, 307D oder 308E2CR, Radlader wie einen 906M oder 930M, einen Mobilbagger M318F sowie einen Cat Kettenbagger 336FLN. Dass alt und neu keine Antipoden sind, die einander die Schau stehlen, sondern sich ergänzen, hat somit die neunte Auflage der Baumaschinen- und Nutzfahrzeug-Schau aufgezeigt.

Juli/August 2018