Geburtsstunde einer Partnerschaft

Ob der Porsche 356 Speedster oder der Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“: Das waren auf dem Automobilsalon in Genf 1954 exemplarische Highlights, mit denen Automobilhersteller die Aufmerksamkeit der Messebesucher auf sich zogen. Auch für zwei andere Firmen hatte die Automobilfachmesse eine weitreichende Bedeutung: Für Caterpillar und Zeppelin bahnte sich dort ihre Zusammenarbeit an, die 2024 seit 70 Jahren besteht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg untersagten die Alliierten die Produktion von Luftschiffen. 1950 gelang es der Zeppelin-Stiftung, das Metallwerk Friedrichshafen als Nachfolgeunternehmen des Zeppelin-Luftschiffbaus zu gründen. Dies war der Ausgangspunkt für die Produktion von Aluminiumbehältern und Leichtmetallkonstruktionen – der Grundstein für den Zeppelin-Konzern in seiner heutigen Form.

1954 war die Fahrzeuginstandsetzung Friedrichshafen GmbH, die dann das Metallwerk Friedrichshafen – kurz darauf folgte die Umbenennung in Zeppelin Metallwerke – erworben hatte, in Genf auf dem Automobilsalon angetreten, um einen Werkstattwagen für Fahrzeug-Instandsetzung vorzustellen. Dieser zog Vertreter der amerikanischen Baumaschinenfirma Caterpillar, die ihre Wurzeln in der Produktion schwerer Landmaschinen hatte, in den Bann.

Während des Zweiten Weltkriegs waren Cat Baumaschinen mit den amerikanischen Streitkräften nach Europa gekommen und 1950 hatte die Firma begonnen, ihre Raupen, Schürfzüge und Motorgrader für die in Europa boomende Bauwirtschaft auf den Markt zu bringen. In Genf streuten die Verantwortlichen von Caterpillar ihren Plan, den Vertrieb und die Wartung ihrer Produkte in zuverlässige Hände zu legen. Es kam zu einer Kontaktaufnahme, vermittelt durch Konsul Paul Rau, dessen Lkw-Vertrieb auch Cat Produkte im Programm hatte. Konsul Paul Rau hatte Zeppelin ins Spiel gebracht. Ein Unternehmen, das Tradition und Innovation vereinte und aufgrund seiner Historie viele Kontakte in die USA hatte.

Das Angebot, den exklusiven Vertrieb für die ganze Bundesrepublik Deutschland zu schultern, kam von den Amerikanern. Die Zeppelin-Metallwerke-Geschäftsführer Julius Oesterle (Foto) und Michael Schiele nahmen die Verhandlungsgespräche auf und überzeugten die entscheidenden Stellen von dem Einstieg in ein neues Geschäftsfeld. So wurde am 21. Juli 1954, nur vier Monate nach dem Automobilsalon in Genf, gemeinsam ein Ausfuhrhändler-, Verkaufs- und Dienstleistungsvertrag mit John G. Montag von Caterpillar unterzeichnet.

Ganz ohne Herausforderungen war der Start der Zusammenarbeit allerdings nicht: Vom süddeutschen Friedrichshafen aus sollte der Vertrieb in Westdeutschland und -berlin übernommen werden. Die Finanzierung des Vertriebs- und Dienstleistungsnetzes war eine große Hürde. Doch weil schnell klar war, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten Vorteile hatte, war das Fundament der Partnerschaft auf Erfolg gebaut.

April 2024