Alle Hebel in Bewegung setzen für den Kunden: Dafür steht das Projekt an der Donau, das Zeppelin SK in der Slowakei für die Firma Slovenského vodohospodárskeho podniku realisiert hat. Eine Besonderheit war dabei, die ganze Bandbreite an technischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um drei Cat Kettenbagger 374 auf drei schwimmenden Plattformen für ihren Einsatz im alten Donauflussbett vorzubereiten. Das Gespann ist eine Maßanfertigung, um so die Aufgabe bestmöglich entsprechend den Vorgaben und Anforderungen gewährleisten zu können. Die Baumaschinen sollen die Fahrrinne der Donau von Sedimenten, Schwemmgut sowie Hindernissen befreien. Zudem sollen sie Sedimente und Schwemmstoffe zu künstlichen Inseln aufschütten, die dann wiederum Rückzugsorte für Vögel bilden. Inzwischen sind Beluga (Vyza), Barbe (Mrena) und Stör (Jeseter) im Einsatz – so wurden die schwimmenden Plattformen samt Bagger getauft, die Namen für typische Fischarten der Donau tragen.
Entsprechende Vorkehrungen mussten nicht nur für den Wassereinsatz getroffen werden, sondern es galt auch Vorgaben der slowakischen Verkehrsbehörde zu erfüllen, damit eine Seetauglichkeitsbescheinigung ausgestellt werden konnte. Sie gilt – so der offizielle Name – für eine Flotationsplattform mit einem Hydraulikbagger auf einem Raupenfahrgestell, was für eine vierköpfige Besatzung ausgelegt ist. Für sie wurden auf der Plattform auch Wohncontainer installiert. Ein Jahr lang nahm die Realisierung in Anspruch. Dabei zeichnete sich das Projekt durch übergreifendes Teamwork im Engineering aus – verschiedene Unternehmen brachten ihre Kompetenzen und ihr Know-how mit ein. Entworfen, konstruiert und gebaut haben die schwimmenden Plattformen mit einer Gesamtlänge von 36 Metern, einer Gesamtbreite von 10,624 Metern und mit einem Gesamttiefgang von einem Meter die Firma Sam, Shipbuilding and Machinery, und die Firma Multi Engineering Services. Dabei wurden von Sam 129 Tonnen Stahl für die Flotationsvorrichtung verwendet. Davon ausgenommen sind die drei Verankerungspfähle, die in die Stahlstruktur des Rumpfes eingebaut wurden. Diese können automatisch ausgefahren werden, wobei jeder Verankerungspfahl gesichert werden kann, um eine vertikale Verschiebung zu verhindern. Der Ausfahrantrieb der Ankerpfähle ist hydraulisch – sie können im Flussbett in einer Wassertiefe von bis zu zehn Metern verankert werden. Gesteuert werden können die Ankerpfähle sowohl vom Bedienpult an Deck, gut geschützt vor Witterungseinflüssen, als auch mit einer Fernbedienung von der Kabine des Baggers. Zwei Verankerungspfähle wurden vorne an den Seiten der Plattform angebracht, sodass sie den Arm des Baggers während des Betriebs nicht behindern. Sie befinden sich hinter dem Drehkranz des Baggers zum Heck der Plattform hin. Ein dritter Ankerpfahl wurde am Heck in unmittelbarer Nähe der Schiffslängsachse so platziert, dass er die Sicht des Steuermanns so wenig wie möglich tangiert.
Zeppelin SK lieferte wiederum die Cat Kettenbagger und holte Zeppelin Baumaschinen inklusive der Customizing-Abteilung aus Deutschland aufgrund der Komplexität der Sonderlösungen quasi mit ins sprichwörtliche Boot. Die Experten mit jahrelanger Erfahrung in Spezial-Umbauten haben den Kunden vollumfassend beraten und wesentliche Details ausgearbeitet, insbesondere was die Pontonauslegung wie die Position der Stützpfähle, der Decklasten und des Deckbelags betraf. Die Bagger mit 82 Tonnen Einsatzgewicht stehen lose in den Rahmen auf der Plattform. Nur im Notfall sind sie durch Verzurrketten gesichert. Um unerwünschte Bewegungen auszuschließen, wurden die Pedale in der Fahrerkabine entfernt – das hatte Frans Verhejien, Leiter für Zertifizierungen und Projektmanager von der Customizing-Abteilung seitens Zeppelin Baumaschinen, empfohlen.
Die drei Cat 374 der neuesten Generation müssen elf Meter Grabtiefe vom Deck aus erreichen. Um das Sondermaß zu realisieren, wurde darum der Ausleger verlängert. Doch um die Hebelkräfte nicht außer Kraft zu setzen, waren wiederum Kontergewichte erforderlich, die dann für Stabilität sorgen, wenn der Ausleger unter das Wasser taucht und sich der drei Kubikmeter große Löffel füllt. Damit wird das schwere Baggergut aus der Donau gehoben. Dabei ist auch das Anbaugerät keine Standardausführung, sondern wurde aus verschleißfestem Material so konstruiert, dass das Wasser zügig abfließen kann.
Weil die Arbeiten im Gewässer erfolgen, sind biologisch abbaubare Schmierstoffe Pflicht. Darüber hinaus wurde ein spezieller Flüssigkeitsabscheider installiert, um die Schmiereigenschaften langfristig zu erhalten. Zudem wurde das Innere der Baggerstiele aufgeschäumt. Das soll die Ansammlung von Wasser verhindern – das könnte sich sonst in den Wintermonaten zu einem gravierenden Problem entwickeln, wenn das Wasser im Inneren des Stiels gefriert und es zu Frostsprengung kommt, die Risse oder größere Schäden nach sich ziehen könnten.
Sitech CZ war wiederum verantwortlich für die GPS-Steuerungssysteme der Marke Trimble. Doch damit nicht genug: Auf der Grundlage der Dokumentation der geodätischen Vermessung des Donaubettes an den geplanten Arbeitsstellen entwickelte das Unternehmen für jede Maschine ein spezielles System zur Kartierung der Position des Löffels unter Wasser mittels GPS, das dem Fahrer eine genaue Orientierung auch bei Arbeiten unter der Wasseroberfläche ermöglicht. Der Fahrer sieht auf einem separaten Display in der Kabine, wo sich Flussbett und Löffel befinden, sodass er sich nicht blind unter der Wasseroberfläche vortasten muss, sondern auch unter diesen Arbeitsbedingungen präzise den Aushub ausführen kann.
Jede Plattform erhielt nicht nur einen Hydraulikbagger, sondern auch einen Cat Stromgenerator C4.4 mit einer Leistung von 65 kW. Diesen lieferte ebenfalls Zeppelin SK. „Wir haben eine langjährige Partnerschaft mit Zeppelin SK im Bereich der Generatoren und bereits gute Erfahrungen, was Zuverlässigkeit und Qualität betrifft. Zeppelin in der Slowakei unterstützte uns bei der Lösung der Aufgaben während der Durchführung der Arbeiten und garantierte uns einen schnellen Service“, so Tatiana Krajčová von Sam. Über den Generator wird jeder Ponton mit elektrischer Energie versorgt, die etwa für die Beleuchtung, den Pumpenantrieb sowie die Stromversorgung des Kontrollsystems benötigt wird. So wie die Motoren der Bagger entsprechen auch die Generatoren der EU-Abgasnorm der Stufe V. Damit verbunden war wiederum die Installation zusätzlicher Tanks für AdBlue und ein System zum Nachfüllen der Betriebstanks. Den Service übernimmt Zeppelin SK. Um die erforderlichen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten kümmert sich in Zukunft die Niederlassung in Bratislava. Angeliefert wurden die Bagger ohne Kontergewicht und Baggerarme. Die Installation und Montage erfolgten auf dem Ponton direkt bei der Werft – doch auch das war unter diesen Umständen kein gewöhnlicher Job für die Servicetechniker.
„Was das Projekt so besonders macht, ist die relativ einfache und moderne Konstruktion der Plattform und des Baggers mit Raupenfahrwerk, der in dieser Kombination einen effektiven Arbeitseinsatz für Baggerarbeiten unter Wasser erlaubt. Die Flotationsplattform ist für den Betrieb durch eine vierköpfige Besatzung ausgelegt und bietet dabei Leistung und Sicherheit. Das System bietet sich an für Baggerarbeiten in Häfen und flachen Gewässern. Entstanden ist durch die übergreifende Zusammenarbeit eine außergewöhnliche Arbeitsmaschine, die dank der unkomplizierten Verankerung der Plattform mithilfe der ausfahrbaren Verankerungspfähle schnell einsatzfähig ist“, ziehen die beteiligten Unternehmen als Fazit. Sie sind sich einig, dass ein so spezifisches Projekt in so kurzer Zeit nur durch eine professionelle Herangehensweise aller Beteiligten und das Fachwissen der Spezialisten realisiert werden konnte.
April 2024