Ost und West: Die Teilung Deutschlands ist seit 1990 überwunden. Doch im südlichen Schwarzwald besteht eine Trennung in die Himmelsrichtungen weiterhin. Sie hat keinerlei politische Dimension, sondern nur noch eine geologische und geografisch bedingte, wenn die Landstraße 159 durch das Abbaugebiet des Porphyrwerks Detzeln läuft. Das bedeutet wiederum entsprechende Anpassungen bei der Rohstoffgewinnung und macht eine Straßenzulassung eines neuen Cat Muldenkippers 775G samt Abnahme durch den TÜV erforderlich. Wird der Skw mit einer Nutzlast von 64 Tonnen in der östlichen Lagerstätte von einem Hochlöffelbagger mit rötlichem Porphyr oder grauem Gneis beladen, dann muss er bis zum Brecher die Landstraße queren. 111 Tonnen Gesamtgewicht passieren dann für einen kurzen Moment zwei Fahrspuren im öffentlichen Raum, um zum Brecher auf westlicher Seite zu gelangen.
Nach elf Jahren hartem Einsatz wollten die Eberhard Unternehmungen aus der Schweiz, die den Steinbruch 2009 erworben hatten, die Abbautechnik erneuern. Der neue Cat 775G wird das Vorgängermodell, einen Cat 775F, ersetzen. Als Ersatzgerät diente parallel dazu ein dritter Skw: ein Cat 775B. 33 000 Betriebsstunden hatte die Baumaschine auf der Uhr und gehört sozusagen zum alten Eisen. Daher wird sie zukünftig ihr Rentnerdasein im Ebianum verbringen – ein Museum für historische Baumaschinentechnik, das die Eberhard-Gruppe betreibt. Zusammen mit einem Cat 245 Hydraulikbagger repräsentiert der 775B die Gewinnungstechnik der jüngeren Vergangenheit.
„Seit dem Einstieg durch die Eberhard-Firmengruppe wurde viel investiert, um die Technik an den aktuellen Stand anzupassen, damit wir den Steinbruch wirtschaftlich und fortschrittlich betreiben können. Man kann sagen, der Steinbruch hat seither eine 180-Grad-Kehrtwende gemacht“, erklärt Torsten Stockmann, Geschäftsführer des Porphyrwerks Detzeln. Nötig waren Anpassungen am Muldenkörper. So erhielt die Mulde eine Bordwanderhöhung und einen Überlaufschutz am vorderen Rand des Schutzdaches. Aktuell fördert der Muldenkipper von der tiefsten Sohle nach oben zum Brecher. In naher Zukunft, wenn die neue Abbauetappe erschlossen ist, wird der Skw beladen zum Brecher runterfahren. Dann verhindert der erhöhte Überlaufschutz, dass Steine auf die Motorhaube fallen könnten.
Während der Abbau im östlichen Teil noch die nächsten fünf Jahre erfolgen kann, bietet der westliche Teil volumenmäßig mehr Kapazitäten – die Genehmigung ist auf die kommenden 20 Jahre ausgerichtet. Daher soll der Abbau dort die nächsten Jahre weiter ausgebaut werden. Im westlichen Bereich des Steinbruchs erfolgt zudem die Aufbereitung des Materials. Hat der Muldenkipper einen zu großen Brocken abgeladen, zerkleinert ihn ein Cat Minibagger 305.5E2, damit ihn der Brecher weiterverarbeiten kann. „Auch in die Aufbereitung wurde investiert, indem wir einen neuen Sekundärbrecher installiert haben“, erklärt Torsten Stockmann. In Summe produziert der Steinbruch rund 300 000 Tonnen pro Jahr. Abnehmer sind Straßenbaustellen sowie Betonwerke, für die das Porphyrwerk verschiedene Körnungen produziert. Wasserbausteine stellen ein weiteres Segment dar, auf das der Steinbruch sein Augenmerk in der Gewinnung legt und diesen Bereich in Zukunft aufgrund von extremen Wetterereignissen bedingt durch den Klimawandel verstärken wird. „Demnächst werden wir einen Cat Kettenbagger 352 mit hochfahrbarer Kabine in Betrieb nehmen, um die Wasserbausteine besser in die Lkw-Mulden verladen zu können“, kündigt der Geschäftsführer an.
Gleisschotter ist ein weiteres zentrales Segment, auf das die Produktion ausgerichtet ist. Was Schweizer Bundesbahn und Deutsche Bahn schätzen, ist die besondere Kantigkeit des Materials. „Wir müssen hohe Anforderungen erfüllen“, so der Geschäftsführer. Aber auch große Mengen müssen in kurzer Zeit zuverlässig bereitgestellt werden. So wie diesen Sommer, als 750 Tonnen Gleisschotter pro Tag ins 145 Kilometer entfernt Lindau geliefert werden mussten. In Summe waren es knapp 18 000 Tonnen Baustoffe für die Bahn. Hier war Organisationstalent gefragt. Torsten Stockmann trommelte alle verfügbaren Spediteure aus dem Raum Waldshut zusammen. „Das war eine große Herausforderung. Hier unterstützte uns auch die Eberhard-Logistiksparte“, meint er. Denn das Team hatte gerade einmal 28 Tage Zeit, um den Auftrag fristgerecht auszuführen. Im Zwei-Schicht-Betrieb wurde dann die bestellte Menge abgebaut, verarbeitet und geliefert. Auch der neue Cat 775G hatte dabei seinen Anteil bei den Transporten. „Wichtig ist für unseren Betrieb, dass die Maschine zuverlässig funktioniert“, definiert Torsten Stockmann die Anforderungen. Ein monatliches Controlling überprüft, was die Geräte in knapp zehn Monaten eines Jahres geleistet und bewegt haben. Bis Mitte Dezember werden der Skw sowie auch die anderen Steinbruchmaschinen ihren Dienst tun. Dann stehen vier Wochen lang Revisionsarbeiten an, um alles wieder auf Vordermann zu bringen für das neue Geschäftsjahr.
November/Dezember 2023