bauma treibt Entwicklung digitaler Technologien für die Baubranche voran

Der Countdown zur bauma läuft. Diesmal bietet die Weltleitmesse für Baumaschinen 3 500 Ausstellern aus 57 Ländern eine Plattform, sich mit neuen Technologien zu präsentieren. In den Mittelpunkt rücken die Digitalisierung und die Vernetzung von Baumaschinen. Es geht angesichts der großen Heraus­forderungen, vor denen Bauunternehmen stehen, in erster Linie darum, effizienter zu werden. Hoffnung auf Investitionen macht das geplante Sondervermögen Infrastruktur, das der Baubranche Mammutaufgaben beschert. Um diese zu bewältigen, braucht es digitale Technologien und Kommunikationssysteme, die noch besser in den Bauprozess integriert werden müssen. Das gilt für den Einsatz digitaler Tools in Baumaschinen, führt über die Nutzung von Telematikdaten und Flottenmanagementlösungen über einen Remote Service hin zur Automatisierung von Prozessen.

Nach dem Rekordjahr 2023 stehen Hersteller von Baumaschinen unter Druck: Der Umsatz aus deutscher Produktion ist 2024 laut des VDMA Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen um real 21 Prozent zurückgegangen, nominal um 20 Prozent. Am stärksten verloren Hochbaumaschinen mit minus 26 Prozent, gefolgt von Erdbaumaschinen mit minus 23 Prozent und Straßenbaumaschinen mit minus 14 Prozent. Einer der Hauptgründe ist, dass der Absatz von Baumaschinen im Heimatmarkt Deutschland um 31 Prozent eingebrochen ist, was den stärksten Rückgang seit 2009 darstellt. Auch der europäische Markt erlebte ein Absatzminus von über 20 Prozent. Die eingetrübte Weltkonjunktur sorgte dafür, dass außereuropäische Exporte das Bild nicht entscheidend verbessern konnten. Umso größer sind die Erwartungen an die bauma: Hersteller erhoffen sich für das Jahr 2025 ein Umsatzwachstum von rund fünf Prozent, wenn die Rahmenbedingungen für die Unternehmen stimmen, so der einhellige Tenor auf der VDMA-Jahrestagung der Baumaschinenhersteller Mitte Februar in Frankfurt. „Jeder muss seinen Beitrag leisten. Eine stabile Regierung bei uns in Deutschland ist die Grundvoraussetzung, zumal für die Baumaschinenindustrie das Nordamerika-Geschäft durch die neue US-Regierung auf wackeligen Beinen steht“, betonte Joachim Strobel, Vorsitzender des VDMA Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen. „Wir können nur immer wieder an die Politik in Deutschland und Europa appellieren, endlich Entbürokratisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen“, ergänzte Franz-Josef Paus, Vorsitzender der VDMA Fachgruppe Baumaschinen.

Auch der Bundesverband der Baumaschinen-, Baugeräte- und Industriemaschinen-Firmen e. V. (bbi) sieht Händler und Vermieter von mobilen Arbeitsmaschinen aktuell in einer herausfordernden Phase, die durch die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland geprägt ist. Die im bbi vertretenen Branchen, die eng mit der wirtschaftlichen Situation der Kunden aus Bauwirtschaft und Industrie verknüpft sind, spüren deutlich die Investitionszurückhaltung in diesen wichtigen Absatzbereichen. Entscheidend für eine Verbesserung der Situation in Deutschland wird es sein, dass die neue Regierung schnell zuverlässige, wirtschafts- und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen schafft, so der bbi.

Das digitale Eco-System von Caterpillar gilt als Türöffner in die digitale Baumaschinen-Welt. Welche Applikationen dazugehören, erfahren Besucher auf der bauma.  Foto: Zeppelin

Positive Signale vernimmt die Branche nach der Einigung von Union, SPD und Grünen auf ein Sondervermögen Infrastruktur. Besonders die dafür geplanten Ausgaben könnten der deutschen Wirtschaft zu neuem Schwung verhelfen, zeigen neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft. Nach dessen Modellrechnungen könnten jährliche Investitionen von 50 Milliarden Euro über zehn Jahre hinweg die realen Gesamtinvestitionen bis 2034 um fast sieben Prozent steigern. Auch das Bruttoinlandsprodukt würde in diesem Szenario um ein Prozent höher ausfallen. Dazu Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie: „Es ist ein gutes Zeichen, dass sich Union, SPD und Grüne auf ein Sondervermögen Infrastruktur geeinigt haben, das zusätzlich zu den Investitionsmitteln im Bundeshaushalt kommen soll. Mit diesem Signal erhält die marode Infrastruktur endlich die Mittel, die sie benötigt, um wieder instand gesetzt zu werden. Das ist dringend nötig, denn nach dem dramatischen Einsturz der Carolabrücke in Dresden, der Sprengung der Rahmedetalbrücke und der drohenden Vollsperrung der Ringbahnbrücke mitten in der Hauptstadt müsste allen klar sein, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Nun gilt es, dass die öffentlichen Auftraggeber die Mittel geordnet und schnell einsetzen können. Mit den bisherigen langwierigen Planungsprozessen wird es nicht gelingen. Wir werden darüber reden müssen, wie eine gute Struktur – auch auf Auftraggeberseite – aussehen muss, um die baulichen Voraussetzungen für eine effiziente Umsetzung zu schaffen. Das bisherige Klein-Klein, die unzähligen Planungsschritte und ein Vergaberecht, das den Auftraggebern nicht die nötige Flexibilität bietet, bedarfsgerecht zu reagieren, geben keine Antwort. Nur durch eine Vielzahl an kleinen, mittleren und großen Aufträgen werden alle Unternehmen der Bauwirtschaft für diese Mammutaufgabe aktiviert.“

Impulse, mit welcher Technik die Heraus­forderungen zu meistern sind, liefert die bauma. „Die Konjunkturdaten für die Bauindustrie prognostizieren einerseits für 2025 eine Seitenbewegung und keinen weiteren Abfall, anderseits aber auch keinen radikalen Anstieg. Dieser Tendenz wollen wir mit neuen Produkten, interessanten Angeboten und Rundum-Lösungen für das Baumaschinengeschäft für unsere Kunden massiv entgegenwirken, damit so das Geschäft mitunterstützen sowie auch ankurbeln. Deswegen sind wir sehr optimistisch, was die bauma betrifft“, unterstreicht Holger Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin Baumaschinen GmbH. Besucher dürfen ein Feuerwerk an neuen Produkten erwarten, ob mit traditionellem Dieselantrieb, hybridem Antrieb oder batterieelektrischem Antrieb. Wesentlich ist dabei, die Effizienzsteigerung neuer Maschinen und deren Auslastung so zu erfassen, dass der Maschineneinsatz optimiert werden kann. „Wir zeigen etwa, wie man als Bauunternehmen seine Bauprozesse bis hin zum Flottenmanagement effektiver gestalten kann, um im Markt wettbewerbsfähiger agieren zu können“, so Holger Schulz. Gefragt sind Möglichkeiten, Kosten bei der Wartung zu senken, den Kraftstoffverbrauch deutlich zu drosseln und Baumaschinen immer weiter zu vernetzen, worauf der große Fokus liegt. All das läuft auf digitale Lösungen hinaus – ein Megatrend, an dem kein Aussteller in München vorbeikommt. Maschinendaten sind längst die Grundvoraussetzung für effizientes Bauen und für einen reibungslosen Ablauf für weitere Prozesse auf den Baustellen.

Was hier bereits heute und dann auch in Zukunft möglich sein wird, demonstrieren Caterpillar und Zeppelin in der Halle B6, die nicht nur mit dem Messeauftritt eine Markenwelt schaffen, sondern damit einen Mehrwert für den Einsatz von Baumaschinen aufzeigen wollen. Im Zentrum steht das Cat Performance Center. Hier rücken neben dem schlagkräftigen Zeppelin Service innovative und integrierte Technologien rund um das gelbe Eisen in den Mittelpunkt, mit denen Zeppelin und Caterpillar Kunden auf dem Weg in Richtung vernetzte Baustelle unterstützen. Hierzu zählen Applikationen, die im digitalen Eco-System von Caterpillar zusammengeführt werden, dem Türöffner in die digitale Baumaschinen-Welt. Die Flottenmanagementlösung VisionLink ist das Einstiegsmodul, über das sich alle Hersteller einfach und vollumfänglich einbinden lassen, um zum Beispiel Kraftstoffe sowie Leerläufe zu erfassen und darüber die Flotte von Baumaschinen effizient zu verwalten. „Im Kern geht es darum, dass Kunden den höchsten Nutzen aus ihren Maschinen und Motoren aller Hersteller ziehen und diese höchst effizient betreiben können“, so Holger Schulz. Eine immer engere Vernetzung von Telematikdaten kann auch für die Bestellung von Ersatzteilen über den neuen On­line-Shop parts.cat.com genutzt werden, wenn Daten auf den Tausch eines Ersatzteils aufmerksam machen. Verbunden ist außerdem die Integration in die technische Dokumentation, die Kunden zur Verfügung steht und ihnen die Wartung erleichtern soll. Welche Vorteile sich für Nutzer im Detail ergeben, wenn sie auf diese Applikationen und die Plattformen zugreifen können, zeigt sich auch bei der Wartung. Denn mit dem neuen Wartungsplaner verpassen Nutzer außerdem keine Wartungen mehr und können diese entweder selbst abschließen, Zeppelin zuweisen oder in den Ersatzteilshop parts.cat.com wechseln und dort die hinterlegten Wartungskits online bestellen. Mittels der neuen Inspektionsfunktion können Kunden darüber hinaus für ihre Geräte eigene Prüf- und Wartungsprotokolle erstellen und hinterlegen und somit den Zustand vollständig dokumentieren. Damit lässt sich das Service- und Wartungsmanagement des Baubetriebs digitalisieren. „Der Großteil dieser Funktionen steht dem Nutzer außerdem kostenfrei zur Verfügung. Zukünftig werden immer weitere, neue Fernzugriffe, sogenannte Remote Services, freigeschaltet, sodass Fahrer und Eigentümer ab Werk Zugriff auf integrierte Technologien haben“, kündigt Holger Schulz an.

Doch damit nicht genug: Digitale Tools helfen, Arbeitsabläufe mit Baumaschinen weiter zu automatisieren. Dies wird vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels immer relevanter. Die Tools unterstützen Fahrer, vermeiden Fehler sowie Unfälle und erzielen bessere Arbeitsergebnisse. So kann beispielsweise aus einem wenig routinierten Fahrer ein besserer Maschinist werden. Hierzu leisten ab Werk verfügbare Cat Assistenzsysteme wie Maschinensteuerung, Planierautomatik, Kontrollwaage und Arbeitsraumbegrenzung einen wertvollen Beitrag, die in Maschinen der neuen Generation integriert sind. Kamerasysteme wiederum machen das Arbeiten sicherer, minimieren Risiken und tragen dazu bei, Gefahren zu vermeiden.

Hinter allem stecken Sensoren, die Maschinendaten aufzeichnen. Durch permanente Überwachung von Temperatur, Druck oder Vibrationen lassen sich Muster ableiten, die im Idealfall in konkrete Handlungsempfehlungen münden. Besucher können sich auf der bauma detailliert über weitere Service- und Support-Lösungen informieren, die den Werterhalt der Baumaschinen fördern, die Betriebszeit maximieren, die Betriebskosten senken und die betriebliche Effizienz verbessern. „Der richtige, ehrliche Wettbewerbsvorteil für ein Bauunternehmen entsteht erst durch die effiziente Nutzung der Systeme, die wir anbieten“, unterstreicht Holger Schulz.

April 2025