Manchmal sind es wenige Meter, die darüber entscheiden, ob eine Rampe angelegt werden muss, um beim Rückbau die Gebäudeoberkante zu erreichen. Wer in Sachen Reichweite Reserven braucht, wählt daher einen Longfrontbagger – so wie es die Prümer GmbH mit ihrer neuesten Errungenschaft in Form eines Cat 340 UHD (Ultra High Demolition) tat. Die neue Baumaschine wurde von der Zeppelin Niederlassung Oberhausen gleich nach Castrop-Rauxel geliefert. Dort hat sie beim Abbruch einer Schule ihren ersten Einsatz.
„Wir wollten damit unseren Fuhrpark auf einen modernen Stand bringen – so wie wir es die letzten Jahre kontinuierlich machen“, erklärt Firmeninhaber Mario Prümer die Hintergründe für die Investition. Mit dem Vorgänger, einem Cat 330D, war man auch sehr zufrieden – immerhin hat er 14 000 Betriebsstunden absolviert. Da wollte man sich eigentlich auch nur schweren Herzens trennen. „Der Bagger stammt aus dem Baujahr 2006. Wir sind damit immer sehr gut gefahren und waren zuverlässig unterwegs“, so der Geschäftsführer weiter. Doch die mittelfristige Geräteplanung machte einen Tausch erforderlich, der über Jörg Fechner, leitender Vertriebsrepräsentant von der Zeppelin Niederlassung Oberhausen, vollzogen wurde. Deren Werkstatt wurde hinzugezogen, um die Baumaschine an den Einsatz anzupassen und mit einer Wasserberieselungsanlage auszurüsten. „Wir sind vielfach im industriellen und innerstädtischen Rückbau unterwegs und wollen daher alle nötigen Voraussetzungen erfüllen, um Emissionen zu vermeiden und so nach allen Möglichkeiten Staub binden“, führt Mario Prümer aus. Das gilt auch, wenn der neue Cat 340UHD die fünfgeschossige Schule abbrechen soll.
Der neue UHD-Bagger bringt es mit seiner Ausrüstung auf 25 Meter Arbeitshöhe und kann dann selbst bei Bauwerken mit bis zu acht Stockwerken eingesetzt werden. Da ist dann im Fall der Schule noch Luft nach oben, wenn auch für den Rückbau die Longfrontkonstruktion von Vorteil war. „Durch die Reichweite haben wir die nötige Höhe, denn es ist nur wenig Platz für den Bagger zum Rangieren vorhanden, sodass wir keine Möglichkeit haben, eine Rampe zu bauen“, so der Firmenchef. Die Baumaschine muss sich bis zu den Fundamenten vorarbeiten und auch diese beseitigen, um Platz für einen neuen Schulkomplex zu schaffen. In diesem Fall wird auf die Erdbauausrüstung gewechselt. Die anfallenden Baumaterialien wie Ziegel, Beton und Stahl werden vor Ort separiert und aufbereitet. Das klassische Arsenal an Werkzeug wie Sortiergreifer, Schere und Pulverisierer vervollständigt das Equipment, um das Material sauber zu trennen. „Die Baustelle befindet sich mitten in einem Wohngebiet. Allein deswegen liegt uns viel daran, mit moderner Technik zu arbeiten. Wer Caterpillar kennt, weiß, dass er mit den Maschinen auch den neuesten Stand der Technik miteinkauft“, so Mario Prümer. Der Cat 340 UHD basiert auf der Technik der Cat Bagger der neuen Generation mit elektrohydraulischer Vorsteuerung. Ihm arbeitet auf dem Schulgelände ein weiterer Vertreter dieser Technologie wie ein Cat 336 zu. „Natürlich lassen sich die Features nicht mit denen eines Cat 330D vergleichen – dazwischen liegen Welten“, fügt Mario Prümer hinzu. Wesentliches Markenzeichen der neuesten Generation sind Assistenzsysteme. „Mittelfristig werden wir davon in jedem Fall Gebrauch machen und die Vorteile dieser Technologie nutzen. Weniger Einsätze sehe ich dagegen für die serienmäßig verbaute 2D-Steuerung, die für den Tiefbau mehr Sinn macht. Anders ist es in Bezug auf Sicherheitseinrichtungen. Neuerungen, die den Arbeitsschutz betreffen, werden immer wichtiger. Daran kann man auch die Fortschritte der neuen Maschinenkonzeption sehen, die Caterpillar im Hinblick auf die Longfront- Baureihe entwickelt hat“, so Mario Prümer.
Über den Touchscreen kann der Fahrer durch die Maschinenkonfiguration und die Betriebsparameter navigieren. Die Cat Stabilitätsüberwachung informiert ihn darüber, ob sich das Arbeitsgerät innerhalb des sicheren Arbeitsbereichs befindet, und warnt ihn akustisch und optisch, wenn er sich der Stabilitätsgrenze nähert. Die neue kippbare Steuerkonsole verbreitert den Ein- und Ausstieg um bis zu 45 Prozent. Der 340 UHD verfügt über eine um 30 Grad nach oben neigbare Kabine für eine komfortable Sichtlinie ohne Nackenbelastung bei Arbeiten an hohen Gebäuden. Die Abbruchkabine ist mit einer Schutzvorrichtung für herabfallende Gegenstände (FOGS) ausgestattet und sorgt über eine Front- und Dachscheibe aus P5A und Zehn-Millimeter-Verbundglas für mehr Sicherheit. Die 360-Grad-Kamera bietet nicht zuletzt eine verbesserte Sicht auf den Arbeitsbereich.
Das hilft alles bei der Bewältigung der immer anspruchsvoller gewordenen Aufgaben im Abbruch, der vorausgehenden Entkernung und dem anschließenden Recycling sowie der Entsorgung. Damit verbunden sind nicht nur immer höhere Auflagen und stetig wachsende Vorgaben, sondern die letzten Jahre hat sich das Unternehmen auch an immer größeren Bauvorhaben beteiligt. Durch den Strukturwandel in NRW, wo das Unternehmen seinen Heimatmarkt hat, steht durch das Aus des Steinkohlebergbaus vielen Zechen ein Rückbau bevor. Aufwendig sind Arbeiten an Schachtanlagen, wenn entsprechende behördliche Auflagen zu berücksichtigen sind, weil deren Gerüste unter Denkmalschutz stehen und folglich nicht beschädigt werden dürfen. „Aus vielen leerstehenden Industriestandorten resultiert, dass wir viel zu tun haben. Aber nicht nur dafür benötigen wir den Longfrontbagger, sondern die Bandbreite an Aufgaben, die wir ausführen müssen und die an uns herangetragen werden, wird immer komplexer. Wir sind in dem bevölkerungsreichsten Bundesland unterwegs und da sind Freiflächen Mangelware. Aber auch durch den wachsenden Bedarf an Wohnraum werden wir mit dem Rückbau von in die Jahre gekommenen Wohnanlagen beauftragt, damit diese dann durch moderne Neubauten ersetzt werden können“, unterstreicht der Firmeninhaber. Aufträge werden querbeet abgewickelt für Privat- und Industriekunden, Wohnungsbaugesellschaften sowie öffentliche Auftraggeber. Das wachsende Auftragspensum hatte zur Folge, sich nicht nur durch neue Gerätetechnik zu verstärken – darunter fallen weitere Cat 330 und 336 –, sondern auch die Belegschaft zu vergrößern. Sie zählt aktuell rund 40 Mitarbeiter sowie zwei Auszubildende. Inzwischen kommt der Nachwuchs sogar aus den eigenen Reihen. „Wir legen großen Wert darauf, Mitarbeiter selbst auszubilden, vor allem, was die Bedienung der Maschinen betrifft“, erklärt Mario Prümer. Schließlich ist der Umgang mit einem Longfrontbagger nicht ohne Risiko: Eine unsachgemäße Bedienung würde erhebliche Personen- und Sachschäden nach sich ziehen. Doch genau das will der Firmeninhaber unter allen Umständen verhindern, weshalb er nur qualifizierte Fachkräfte hinter die Joysticks des neuen Cat 340 UHD lässt.
November/Dezember 2021