Cat Kettenbagger 311D LLR unterstützt THW Freising

Zum 70. Bestehen des Ortsverbandes Freising wurde es offiziell: Das neue Einsatzgerät für das Technische Hilfswerk (THW) und seinen Ortsverband Freising ist eigentlich ein altes. Seine Bewährungsprobe hat es bereits längst überstanden. Denn der Cat Kettenbagger 311D LLR unterstützt die Einsatzkräfte seit letztem Dezember im Katastrophenschutz. Die Baumaschine, welche die Zeppelin Niederlassung München beisteuerte, bewährte sich schon bei manchem Bergungs- und Räumeinsatz – etwa in der Gefahrenabwehr. Anlässlich des runden Jubiläums erhielt das Einsatzgerät im Beisein von Politikern wie dem Bayerischen Staatsminister für Bundesaufgaben, Florian Herrmann, und Gästen geistlichen Segen bei der Fahrzeugweihe. Bei der Feierstunde wurden die Leistungen der ehrenamtlichen Einsatzkräfte gewürdigt und die Entwicklung des Ortsverbandes herausgestellt, der einst mit einer Schubkarre angefangen hat. Sieben Jahrzehnte später sind die Anforderungen anspruchsvoller und vielseitiger geworden. Mit dem Kettenbagger soll die Organisation schlagkräftig ihre Einsätze in Zukunft meistern.

Die Baumaschine zieht brennende Strohballen auseinander.

Vorgesehen ist die Baumaschine zur Unterstützung bei Räummaßnahmen nach einem Hochwasser. Sollte im Landkreis Freising die Isar oder die Amper über die Ufer treten und dann Bäume, Äste, Gestrüpp und Wurzeln mitführen, die dann im Flussbett zurückbleiben, hilft der Bagger mit, diese zu beseitigen. „Im Fachjargon spricht man von Verklausung. Dadurch kann das Wasser wieder ungehindert abfließen und es kommt beim nächsten Hochwasser zu keinem Stau“, so Michael Wüst, THW-Ortsbeauftragter. Hilfe nach schwerem Unwetter und Überschwemmungen boten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte diesen August in Slowenien, als sie dort ausrückten, um vor Ort in Windeseile zwei Behelfsbrücken zu bauen. Bei solch provisorischen Bauwerken soll in Zukunft auch der Cat Kettenbagger mitwirken, um Brückenteile zu montieren oder Erdarbeiten zu verrichten. Ein weiterer  Job: Ist ein Gebäude oder Bauwerk durch einen Unfall, weil ein Auto dagegen gefahren ist, einsturzgefährdet, beugt das THW einem Einsturz der tragenden Wände vor und stützt Bauteile ab. Auch hier zählt der Ortsverband in Zukunft auf die Unterstützung des Baggers, wenn er dann den Untergrund dafür vorbereiten soll.

„Bislang hat uns der Bagger schon gute Dienste erwiesen – vor allem beim Beräumen von Bränden, als ein verkohlter Dachstuhl abgetragen werden musste“, so Michael Wüst. Für solche Einsätze erhielt die Kabine extra ein Atemschutzgerät, um den Fahrer insbesondere vor starkem Qualm und Rauch zu schützen. Außerdem sind Hydraulikleitungen in der feuerfesten Ausführung verbaut worden, damit sie nicht von der Hitze beschädigt werden. Muss bei einem Brand beispielsweise eine Giebelwand eingedrückt werden, hat das THW für diese Zwecke extra einen besonderen Haken gebaut, der an einem sieben Meter langen Träger befestigt wird. Wird ein Brand mit viel Löschwasser bekämpft, soll dieses nicht eine ganze Fläche, die zum Löschen benötigt- wird, unter Wasser setzen, sondern abfließen können. Mit einem Baggerlöffel wird dann ein Graben gezogen.

Häufig brennen Strohballen in landwirtschaftlichen Gebäuden. Um sie zu löschen, müssen sie auseinandergezogen werden, wofür das THW ebenfalls auf die Baumaschine und ihren Sortiergreifer setzt. „Denn anders als bei einem Schwenklader gibt es bei dem Kettenlaufwerk keinen Plattfuß, wie ihn die Reifen immer wieder haben. Auch bei schlechten Bodenverhältnissen fährt sich der Bagger nicht fest, insbesondere wenn viel Löschwasser den Boden aufweicht“, so Michael Wüst. Das Kettenlaufwerk bietet zudem  Standsicherheit – selbst auf unbefestigtem Untergrund. Davon profitierte der Ortsverband 2022 bei der Bergung eines Kleinflugzeuges. Es musste im morastigen Gelände nördlich des Flughafens München notlanden. Doch dank des Kettenbaggers konnten die Teile des Wracks trotz des extrem weichen Untergrundes abtransportiert werden.

2022 half der Bagger mit, ein Kleinflugzeug zu bergen. Fotos: THW Freising

All diese Aufgaben und Arbeitsschritte mit dem Kettenbagger sollen im Not- und Katastrophenfall beherrscht werden. Dafür hat der Ortsverband Freising einen 15 000 Quadratmeter großen Übungsplatz und will dort einen eigenen Arbeitsbereich für den Kettenbagger einrichten. „Trainiert werden müssen die Einsatzkräfte, wie sie mit dem Baggerlöffel ein Planum ziehen. Das sieht einfach aus, aber wer dann in der Fahrerkabine sitzt, muss wissen, wie er die Joystick-Hebel bewegen muss. Schließlich sind es ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die damit umgehen müssen, und keine hauptberuflichen Baggerfahrer“, macht Michael Wüst deutlich. Ideen, wo der Ortsverband das Arbeitsgerät in Zukunft einsetzen könnte, gibt es auch schon. Mit einer Schere ließe sich damit eine Schneise im Wald nach einem Sturm anlegen, um umgekippte Bäume freizuschneiden. „Damit schützen wir unsere Einsatzkräfte. Oder wir unterstützen die Feuerwehr bei einem Waldbrand, wenn wir dann den Bagger einsetzen und Bäume entfernen, damit sie dann besser zur Einsatzstelle gelangen können“, erklärt Michael Wüst.

Finanziert wurde die Investition in den Cat Kettenbagger 311D LLR vom Förderverein des THW und aus Spendengeldern. „Die Investition hat Zeppelin mitgetragen und die Anschaffung mit einer Spende unterstützt. Von Vertriebsdirektor Jürgen Karremann und seinem Team der Zeppelin Niederlassung München wurde uns ein Gerät vorgeschlagen, das perfekt zu unseren Anforderungen passt und wie für uns gemacht wurde“, so Michael Wüst. Natürlich habe es auch eine Diskussion über die Größe des Baggers im Vorfeld gegeben. „Gemeinsam haben wir uns beraten und hinsichtlich der Größe einen Kompromiss gefunden. Wir sind kein Bauunternehmen. Bei uns geht es weniger um Effizienz, sondern wichtiger ist, dass wir mit dem Gerät an den Einsatzort kommen und wir möglichst viele Einsatzstellen bedienen können. Wir müssen dann hält länger arbeiten“, so Michael Wüst. Sollte die Maschinengröße des Baggers nicht ausreichen, wird ein anderer Ortsverband zur Unterstützung hinzugezogen – dann rücken etwa die Kollegen aus Dachau an, die auf einen Cat Radlader 926M zugreifen können. Dieser ist Teil einer Flotte von 70 solcher Geräte, die bundesweit THW-Standorte bei Bergungseinsätzen unterstützen.

September/Oktober 2023