Cat Kettenbagger 395 bewältigt bei Kusser kräftezehrenden Einsatz

Selbst auf den härtesten Stahl wirkt er wie Schmirgelpapier, wenn Granit und Diorit in Kontakt mit dem 6,5 Kubikmeter großen Felslöffel am Cat Kettenbagger 395 kommt. Um diesen vor den harten Einsatzbedingungen bei den Kusser Schotterwerken zu schützen, wurde das ganze Programm aufgefahren, das der Lieferant, die Zeppelin Niederlassung Straubing, zur Verfügung hat. Dazu gehören etwa das Cat Zahnsystem M75, ein Messerschutz sowie eine entsprechende Panzerung an der Seite. Auf die Grundplatte wurde ein extra Verschleißschutz aus Hardox 500 aufgebracht. Denn schon nach kurzer Zeit hinterlässt der Einsatz Spuren und ist entsprechend kräftezehrend.

Josef Kusser (Dritter von rechts), Holger Schulz (Dritter von links), Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin Baumaschinen GmbH, Andreas Thurnreuter (Zweiter von links), verantwortlich für Betriebsmittel und Anlagenbau, Franz Bösl (rechts), Zeppelin Niederlassungsleiter, Rainer Stumbeck (Zweiter von rechts), leitender Verkaufsrepräsentant, und Alexander Nothaft (links), Zeppelin Serviceberater.

Dem entgegen stemmt sich die Baumaschine. Durch ihren ME-Ausleger wird durch einen verstärkten kurzen Ausleger und einen verstärkten Stiel mehr Hubkraft erzielt. Die Hydraulikzylinder sind durch eine Art Strumpf gegen Splitter geschützt, um so Beschädigungen abzuhalten. Solche praktischen Vorschläge gehen auf das Konto von Rainer Stumbeck und Alexander Nothaft, die den Natursteinbetrieb seitens Vertrieb und Service zusammen mit Zeppelin Niederlassungsleiter Franz Bösl betreuen. Auch der besondere Tieflöffel durchlief erst eine Testphase, in der er sich den harten Bedingungen stellen musste. Doch sind die getroffenen Vorkehrungen bezüglich Verschleiß ausreichend und halten sie dem Einsatz im täglichen Betrieb stand? „Der Verschleiß am Löffel ist im Graniteinsatz durch den Quarzanteil extrem hoch. Der Schutz von Hubzylinder und Löffelzylinder hat sich bewährt“, bestätigt Steinbruchleiter Alois Wagner. Turnusmäßig ist es nötig, den Schutzschlauch am Stielzylinder zu wechseln. Was die Panzerverglasung der Fahrerkabine betrifft, wurde bis dato einmal eine neue Verglasung aufgezogen. Keine Auffälligkeiten zeigen sich bislang bei den Zahnspitzen, dem Kantenschutz und Messerschutz – der Verschleißschutz für den Löffelboden innenseitig weist kaum wesentliche Abnutzungserscheinungen auf. Das alles zusammen entspricht laut Steinbruchleiter Alois Wagner den für diesen Einsatz typischen Laufzeiten.

Mit dem Arbeitsgerät findet in dem Gewinnungsbetrieb ein Richtungswechsel statt: Bislang erfolgte der Abbau mit einem Hochlöffelbagger – mit dem neuen Cat 395 wird die Wende hin zum Tieflöffel mit entsprechenden Konsequenzen für den Abbau eingeläutet. So ein Schritt will gut überlegt sein, weil die Baumaschine eine zentrale Rolle in der Rohstoffgewinnung spielt – 90 Prozent der Ladetätigkeit wird mit dem Cat 395 durchgeführt. „Die Bedenken aufgrund der Umstellung vom Hoch- auf den Tieflöffelbagger haben sich nach kurzer Zeit erledigt. Die Skw lassen sich durch die bessere Sicht in die Mulde genauer ausladen, Material wird schonender auf die Mulde abgelegt“, erklärt der Steinbruchleiter. Der Betriebsstundenanzeiger der Baumaschine peilt inzwischen die 2 000 Betriebsstunden an – die bislang erzielten Erfahrungen mit dem Baumaschinentyp bilden eine solide Basis, um bei kommenden Investitionsentscheidungen die Umstellung auf den Tieflöffelbagger beizubehalten.

Beim Lösen des Materials der Kategorie Bodenklasse sieben punktet das Maschinenkonzept mit seiner Grabkinematik, welche die Grabkräfte besser umsetzt. Aufgrund der speziellen Ausleger-Geometrie erzielt die Maschine ein höheres Aushubvermögen und eine größere Ausbrechkraft als bei einer Standardausführung. Was die Löffelumlenkung und Zylinder betrifft, sind diese per se auf längere Haltbarkeit ausgelegt, was bei diesem harten Einsatz unausweichlich ist. Hinzu kommt ein besonderer Schutz für die Hydraulikzylinder, der ebenfalls verbaut wurde, um auf Nummer sicher zu gehen. Den braucht der Großbagger auch, wenn damit im Kugelbetrieb gearbeitet wird und damit gröberes Gestein für den Brecher in handlichere Stücke zerkleinert wird. Trotz all der Vorkehrungen bleibt es nicht aus, dass immer wieder Hand angelegt werden muss, um dann die Arbeitsgeräte bei den verschleißintensiven Arbeiten in Schuss zu halten. Dann sind nicht nur die eigenen Mitarbeiter aus der Werkstatt gefordert, sondern auch Zeppelin unterstützt den Betrieb, um seine Schlüsselmaschine einsatzfähig zu halten. Um dabei einen günstigen Zeitpunkt für das Wartungsfenster abzupassen, helfen die vom Flottenmanagement VisionLink erfassten Daten. Auch bei der Ferndiagnose und bei Fehlermeldungen unterstützt das Tool den Service bei Wartungsarbeiten.

Ändert sich die Technik heißt es auch, sich damit vertraut zu machen. Für den Maschinisten bedeutet es grundsätzlich eine Umstellung und eine Phase der Anpassung. Bei einem Hochlöffelbagger schiebt der Maschinist das Material vom Gerät weg – anders beim Tieflöffelbagger. Ein weiterer Unterschied ist, dass der Hochlöffelbagger direkt auf der Sohle steht, der Tieflöffelbagger dagegen auf einem Haufwerk positioniert wird, das er in Schuss halten muss. Dabei ist er nicht nur für das Produktionsergebnis mitverantwortlich, sondern kann durch den Winkel, wie er mit dem Löffel in das Haufwerk eintaucht, und wie er die Kettenlaufwerke ausrichtet, seinen Teil dazu beitragen, den Verschleiß zu senken. Gegen fest eingefahrene Routinen wiederum hilft, den Arbeitsplatz zu wechseln: So wird der Sitz des Baggers gegen den des Muldenkippers vertauscht. Das schafft willkommene Abwechslung für die Maschinisten und hält sie fit, was den Umgang mit unterschiedlicher Maschinentechnik betrifft.

Wie der Einsatz mit der anderen Baumaschine funktioniert, wurde vorab mit einem älteren Gerät ausprobiert. Dabei wurden die Fahrer mit ins Boot geholt, die von der Zeppelin Projekt- und Einsatztechnik entsprechend unterwiesen wurden. Bislang bewegte sich das Unternehmen im Abbausegment der Granitförderung in der 80-Tonnen-Klasse. Mit dem Cat 395 ist außerdem ein deutlicher Sprung nach oben gemacht worden, was das Einsatzgewicht in Höhe von 95 Tonnen betrifft. Somit gibt es Puffer bei der Leistung, was dem Betrieb entgegenkommt.

Die Kusser-Unternehmensgruppe wird heute von den Brüdern Josef und Georg Kusser in dritter Generation geführt. Unter dem Dach der Firmengruppe mit Sitz in Aicha vorm Wald bei Passau arbeiten rund 120 Mitarbeiter in zwei zentralen Bereichen: Die Kusser Schotterwerke GmbH gewinnt den Rohstoff Granit und verarbeitet ihn zu Schotter für den Straßen-, Bahn- und Galabau. Splitte und Wasserbausteine ergänzen das Sortiment. Massenschüttgut ist ein wichtiges Standbein des fast hundertjährigen Familienunternehmens, doch nicht das einzige der Firmengruppe. Parallel dazu nutzt die Kusser Granitwerke GmbH die besonderen Materialeigenschaften des Granits, um daraus hochwertige Bauelemente wie Treppen, Bodenbeläge und Fassaden zu fertigen.

Doch die Granitwerke haben längst neue Wege erschlossen – und zeigen, was heute alles aus Naturstein möglich ist. So sind inzwischen Pools aus einem Guss, Brunnen aus modularer Massivbauweise, Wasserwände zur Raumkühlung oder Luftreinigung oder sich auf einem dünnen Wasserfilm drehende Granitkugeln entstanden. Was sie gemein haben: Sie sind in der Regel individuelle Einzelanfertigungen und Unikate, die auftragsbezogen entstehen. Architekten, Ingenieure, Brunnenfachplaner, Steinmetze und Techniker sitzen dabei an einem Tisch, um gemeinsam besondere Objekte zu schaffen, entsprechende Technik oder Effekte wie Beleuchtung und Programmierung sind inklusive.

Mit den Eigenschaften des Natursteins zu arbeiten, führt dazu, immer wieder neue Ideen zu entwickeln und auch mal andere Wege einzuschlagen, um mit neuen Produkten zusätzliche Absatzmärkte zu erschließen – insbesondere, weil aus dem Naturstein andere Anwendungsmöglichkeiten geschaffen werden konnten. So wie bei den vorgespannten Brücken Granitblöcke mit Stahlgliedern verspannt werden – was auf den ersten Blick unmöglich schien. Doch die Konstruktion kann sich dann behaupten, wenn sie eine lange Lebensdauer an den Tag legen muss. Brücken aus Granit sind nicht so schnell sanierungsanfällig wie Brücken aus Beton, der eine geringere Druckfestigkeit aufweist als Granit. Viele denken, dass solche Brücken aus Naturstein mit hohen Kosten zu Buche schlagen, aber wenn sie länger halten, rechnen sich unter diesen Voraussetzungen solche Brücken eben, lauten die Argumente, die für den Naturstein sprechen. Doch das Material hat noch ganz andere Eigenschaften: Es sorgt für eine wohlklingende Akustik. Der Münchner Architekt Peter Haimerl ließ Granit an Wände und Decken für den Konzertsaal, das Haus Marteau, anbringen, was zu einem eindrucksvollen Klangerlebnis führt.

Die Abbaumethodik der Werksteine ist jedoch eine andere als der Granitabbau für die Splitt- und Schotterproduktion. Dort geht es um die großen Blöcke, die möglichst im Ganzen zur weiteren Bearbeitung abgebaut werden. War früher Handarbeit angesagt, um in erster Linie Pflastersteine zu gewinnen, wird heute alles komplett auf Effizienz getrimmt. Das Bohren erfolgt längst GPS-gestützt und Bohrlöcher werden am Rechner geplant. Das gesprengte Haufwerk wird im Detail erfasst.

Auch der neue Bagger, der in der Massenproduktion eingesetzt wird, wurde gezielt auf Kriterien wie Produktivität ausgelegt. Der Cat 395 verfügt über integrierte Assistenzsysteme, mit denen sich der Abbau des Materials inklusive des Ladens effizienter gestalten lässt, was sich außerdem auch günstig auf den Verschleiß auswirkt. Und den will das Unternehmen nach allen Möglichkeiten, die machbar sind, unbedingt vermeiden.

Juni 2025