Diebstahl von Baumaschinen

Nahezu täglich ergeht ein Zeugenaufruf quer durch die Republik: Wer hat Täter beim Diebstahl von Baumaschinen beobachtet, die in der Regel nachts entwendet werden? Abends hat der Fahrer noch sein Arbeitsgerät abgestellt, am nächsten Morgen dann die böse Überraschung: Vom Bagger oder Radlader fehlt jede Spur. Oder die Baumaschine wurde gewaltsam aufgebrochen und beschädigt. Denn auch Vandalismus tritt inzwischen häufig auf, wie Recherchen ergeben haben. Wie können sich Bauunternehmen davor schützen, damit der entstandene Schaden nicht zum Stillstand auf der Baustelle führt und Arbeitsgeräte keinen Schaden nehmen?

Experten gehen inzwischen von einem Schaden in Höhe von 80 Millionen Euro aus, der jährlich auf Baustellenkriminalität zurückzuführen ist. Die Folgen: Bauverzögerungen, Produktivitätseinbußen und finanzielle Verluste. Das bedeutet wiederum, dass aufgrund der zunehmenden Zahl an Diebstählen auf Baustellen Unternehmen der Branche immer ausgefeiltere Gegenmaßnahmen entwickeln müssen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Crime Report 2024 von BauWatch. Der europaweite Branchenführer in der mobilen Videoüberwachung hat für diese Studie 500 Baustellenverantwortliche befragt. Ein zentrales Ergebnis: Zwei Drittel von ihnen sind der Überzeugung, dass die Baustellenkriminalität 2023 zugenommen habe.

80 Prozent der Umfrageteilnehmer erklärten zudem, dass es bei ihnen mindestens einmal im Jahr zu Diebstählen an ihren Einsatzorten komme. Knapp ein Fünftel sagte, dass an ihren Baustellen mehrfach pro Jahr Diebstähle stattfänden. Darüber hinaus würden die kriminellen Strategien immer ausgereifter und professioneller. BauWatch rät in diesem Zusammenhang zu einem mehrstufigen Abschreckungs- und Sicherheitskonzept, um kriminelle Machenschaften zu verhindern und schwerwiegenden Folgen zu entgehen. Klaus Maskort, Geschäftsführer der BauWatch Projekt Service GmbH Deutschland, erklärt: „Unser Bericht zeigt, dass das Gefühl mangelnder Sicherheit einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsmoral und das Wohlbefinden der Mitarbeiter haben kann. Die persönliche Sicherheit und der Schutz des Eigentums auf Baustellen sind von entscheidender Bedeutung für die Effizienz und Produktivität.“

Foto: Zeppelin

Im BauWatch Crime Report beschreiben die Betroffenen die Folgen: Sie gaben beispielsweise an, dass 43 Prozent aller Projekte aufgrund von Baustellenkriminalität, einschließlich Diebstahl und Vandalismus, in Verzug gerieten. Fast ein Viertel der Befragten nannte dabei einen Verzug im Baufortschritt von bis zu vier Wochen. In einem von acht Fällen können Bauprojekte überhaupt nicht fortgesetzt werden. Dies führt zu Kostensteigerungen und Imageschäden für die betroffenen Unternehmen.

Geht es um die Art des Diebesguts, kommt die Erhebung zu dem Ergebnis, dass teure Maschinen nur acht Prozent der am häufigsten gestohlenen Güter auf Baustellen ausmachen, Fahrzeuge (Autos und Lieferwagen) sieben Prozent. Deutlich häufiger werden kleine Werkzeuge entwendet. In mehr als der Hälfte der Fälle (53 Prozent) betrugen die Kosten für gestohlene Gegenstände zwischen 585 und 4 650 Euro: Vermeintlich kleine Diebstähle können sich jedoch schnell summieren, wenn sie wiederholt nicht erkannt werden.

Beliebt sind jedoch nicht nur Baugeräte, sondern auch Baumaterial – allen voran Kupferkabel. Daher verwundert es nicht, dass 46 Prozent der Befragten angaben, dass es die beliebteste gestohlene Ware sei. Diese Kabel werden oft bei Eisenbahn- und Telekommunikationsanlagen entwendet. Kupferdiebe haben im vergangenen Jahr rund 450-mal bei deutschen Eisenbahnen zugeschlagen. Der Schaden belief sich auf insgesamt 7 Millionen Euro, so der Crime Report von BauWatch.

Verlässliche Sicherheitsmaßnahmen könnten Diebstähle auf Baustellen deutlich minimieren. Die BauWatch-Studie deckt jedoch einen enormen Mangel hinsichtlich der Berücksichtigung von Präventivmaßnahmen auf. Mehr als ein Drittel der befragten Bauexperten gab an, dass Sicherheit auf ihren Baustellen „niedrige Priorität“ habe. Und das, obwohl fast die Hälfte (48 Prozent) fordert, dass Unternehmen über Sicherheitsmaßnahmen bereits vor Baubeginn nachdenken sollten. „Es ist wichtig zu erkennen, dass Sicherheit auf der Baustelle eine gemeinsame Verantwortung ist. Jeder von uns, vom Geschäftsführer über Baustellenverantwortliche bis hin zum kleinen Subunternehmer vor Ort, spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Diebstahl und Vandalismus“, kommentiert Klaus Maskort.

Ganz ausgeliefert sind die Baufirmen den Dieben nicht – sie müssen ihnen auch nicht völlig tatenlos zusehen. Die erste Hürde beginnt schon beim Zutritt auf die Baustelle. Wer tagsüber bemerkt, dass Personen auf der Baustelle herumschleichen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben, bei dem sollten die Alarmglocken läuten: Vielleicht wird schon mal ausgekundschaftet, welche Geräte eine lukrative Diebesbeute wären? Mitarbeiter sollten aufmerksam verfolgen, wer sich auf der Baustelle befindet – Unbefugte haben dort allein schon wegen der Verkehrssicherungspflicht nichts zu suchen. Helfen könnten schärfere Kontrollen, wie etwa eine Ausweispflicht und Registrierung der Arbeiter. Sich mehr abzuschotten, lässt Diebe erst gar nicht in Versuchung geraten. Ein blickdichter Bauzaun kann schon das erste Hindernis sein. Weitere abschreckende Wirkung haben Alarmanlagen oder Überwachungskameras. Allein schon Hinweisschilder, wie „Diese Baustelle wird videoüberwacht“, lässt Diebe einen Bogen darum machen.

Trotz allem lässt sich der eine oder andere Täter davon nicht abhalten. Präventiven Schutz bieten Sicherheitsfirmen, welche die Baustellen kontrollieren und auf Streife gehen. Das ist natürlich immer eine Frage des Geldes. Gerade bei größeren Maßnahmen kann sich aber eine Sicherheitsfirma durchaus lohnen – zumal viele Bauarbeiten abseits von öffentlichen Straßen und abgeschieden auf weitem Feld und Flur ausgeführt werden. Baumaschinen nur so viel zu betanken, wie tagsüber an Sprit verbraucht wird, oder sie mit dem Aufkleber „Biodiesel“ tarnen, sind gut gemeinte Ratschläge, die trotzdem nicht verhindern, dass sich Diebe vor allem gewaltsamen Zutritt verschaffen und dabei viel kaputt machen.

Baufirmen sollten es den Langfingern trotzdem so schwer wie nur irgendwie möglich machen. Wie heißt es so schön: „Gelegenheit macht Diebe“. Darum gerät alles, was nicht niet- und nagelfest ist, in ihr Visier. Die Konsequenz kann daher nur sein: zusätzliche Schlösser anbringen, das Equipment absperren, verschließen, festzurren, an einen Kran hängen und außer Reichweite bringen, sonst ist es ruckzuck aufgeladen für den Abtransport. Es muss den Mitarbeitern klargemacht werden, dass sie Anbaugeräte nicht herumliegen lassen, sondern sie so gut es eben geht sichern sollten. 

Der höhere Aufwand in Sachen Diebstahlschutz kann sich lohnen – etwa durch Investitionen wie in Diebstahlwarnanlagen oder Wegfahrsperren. Abhilfe schaffen können verschiedene elektronische Schlüssel oder Sicherheitssysteme. „Weil Cat Schlüssel sehr verbreitet sind, ist es sicherer, eine Sicherheits-PIN zum Starten der Maschine zu nutzen und die PIN mindestens alle zwölf Monate zu wechseln. Der PIN-Code ist individuell wählbar und muss beim Starten der Maschine im Display in der Kabine eingegeben werden. Stimmt dieser mit dem eingespeicherten PIN-Code in der Elektronik überein, wird der Motor zum Starten freigegeben“, rät Swidgard Walter. Sie kümmert sich bei Zeppelin darum, dass gestohlene Baumaschinen auch beim Hersteller Caterpillar weltweit als solche registriert werden.

Wann die im Pkw-Bereich etablierte Zentralverriegelung oder konsequent schlüssellose Zugangssysteme auch bei Baumaschinen Einzug halten, bleibt abzuwarten. Doch schon heute kann dank des kodierten Motorstarts und Flottenmanagements sichergestellt werden, wer fahren darf und wer tatsächlich gefahren ist. So hat Ortung mittels GPS schon mehrfach geholfen, Baumaschinen wieder aufzuspüren, die auf dem Weg Richtung deutsche Grenze waren, um im Ausland „verhökert“ zu werden.

Mittels der Flottenmanagementlösung VisionLink kann die GPS-Position und die Bewegung sowie der Betriebszustand einer Cat Baumaschine rund um die Uhr überwacht werden – die Datenübertragung erfolgt via Mobilfunk selbst dann, wenn diese über hunderte Kilometer entfernt bewegt wird und im benachbarten Ausland auftaucht. Außerdem lässt sich per Mausklick online grafisch das Umfeld der Baumaschine festlegen. Dazu wird im Rahmen von Geofencing (Einzäunung) auf dem Bildschirm ein virtueller Zaun auf einer Kartenansicht um den Einsatzort der Maschine gezogen. Auch das Bestimmen zulässiger Einsatzzeiträume, also zum Beispiel nicht nachts oder nicht am Wochenende, ist sehr einfach möglich. Damit wird festgelegt, wann und in welchem Raum sich die Baumaschine bewegen darf. Wird der Motor unerlaubterweise gestartet und verlässt die Maschine wegen eines Diebstahls diesen Bereich oder wird sie am Wochenende für Schwarzarbeit zweckentfremdet, schlägt VisionLink automatisch Alarm. Dieser kann per E-Mail und/oder SMS zum Smartphone, Tablet, PC oder Laptop, ins Büro oder nach Hause, ob an eine oder mehrere Adressen oder eine oder mehrere Personen geschickt werden. Zu den übermittelten Informationen gehört ein Link (GPS-Position) zu Google Maps, worüber der Standort der entwendeten Maschine visualisiert wird. Sogar die Route, die eine gestohlene Maschine zurücklegt, lässt sich anzeigen.

Mittels zusätzlicher Sensoren oder Kontakte lässt sich überwachen, ob eine Fahrertür, Motorhaube sowie Tankdeckel geöffnet wurden. Alarm kann dann auch ausgelöst werden. „Leider sind immer noch viele Baumaschinen nicht an das Flottenmanagement oder die GPS-Überwachung zum Diebstahlschutz angebunden. Eine mechanische oder elektronische Alarmanlage oder Wegfahrsperre ist schön und gut, aber sie können die GPS-Ortungstechnik zur Diebstahlsicherung nicht ersetzen. Denn nur so lassen sich gestohlene Baumaschinen mithilfe von GPS und Satellitentechnik auch wiederfinden. Ist die Baumaschine verschwunden, kann das für die betroffenen Baufirmen zu einem ernsthaften Problem werden, wenn sie kein Ersatzgerät in der Hinterhand haben, sich die Ersatzbeschaffung aufgrund von Lieferzeiten verzögert, sie ihren Auftrag nicht fristgerecht fertigstellen können und im schlimmsten Fall dann Konventionalstrafen aufgebrummt bekommen“, so Bernhard Tabert, Zeppelin Produktmanager für das Flottenmanagement.

Wem trotz all der Vorsichtsmaßnahmen eine Baumaschine abhandenkam, sollte umgehend die Polizei und Versicherung davon in Kenntnis setzen. Dann sollten nötige Unterlagen wie Eigentumsnachweise oder Geräteunterlagen sowie Dokumentationen etwa in Form von Maschinen-, Geräte-, Fahrzeugbeschreibungen und Fotodokumentationen zur Unterstützung der Ermittlungsarbeit bei der Wiederbeschaffung und Identifizierung bereitgehalten werden. Je detaillierter die Angaben, wie zu Hersteller, Modell, Baujahr, Zulassungsland, Preis, 17-stelliger Fahrzeugidentifizierungsnummer beziehungsweise Seriennummer, Kennzeichen, Motornummer, Getriebenummer und Farbe, desto besser.

November 2024