Effiziente Vermessung aus der Luft

Der Bau einer der bedeutendsten Stromautobahnen Europas schreitet voran: Der SuedOstLink soll den Norden mit dem Süden Deutschlands verbinden. Auf dem 60 Kilometer langen Teilstück C1 in Bayern zeigen die Baupartner Wayss & Freytag Ingenieurbau AG und Köster GmbH, was moderner Infrastrukturbau heutzutage leisten muss. Es geht um präzise Erdverlegung und Hightech-Vermessung per Drohne, was zum Baufortschritt beiträgt.

TenneT Germany ist der größte Übertragungsnetzbetreiber Deutschlands und mit der TenneT TSO GmbH Auftraggeber für das Netzausbau-Projekt, das dazu dient, regenerativ erzeugten Strom von Nord- nach Süddeutschland zu transportieren. In Bayern wird die Hochspannungsleitung fast durchgängig als Erdkabel verlegt. Die Trasse verläuft von der bayerischen Staatsgrenze zu Thüringen und Sachsen bis zum Umspannwerk am Kraftwerk Isar in der Nähe von Landshut. Laut Plan besteht die Trasse aus zwei Gräben mit einem Abstand von zwei Metern, einer Regeltiefe von 1,88 Metern und einer lichten Breite von rund 5,60 Metern. In die Gräben wurde jeweils ein Kabelschutzrohr mit einem Durchmesser von 280 Millimetern und zwei Rohe mit einem Durchmesser von 50 Millimetern verlegt. Neben den Gräben sieht die Planung einen lastenfreien Schutzstreifen, eine Baustraße sowie Flächen für Oberbodenmieten und die Haufwerke für den Unterboden vor. Der Arbeitsstreifen hat insgesamt eine Breite von rund 50 Metern.

Drohnenvermessung mithilfe einer Drohne DJI Mavic M3E von Sitech.

Wayss & Freytag Ingenieurbau und Köster verlegen als ARGE das Erdkabel von München Reuth bis Grafenreuth. Der Projektstart erfolgte im März 2024 – die Fertigstellung ist in Sicht und befindet sich noch vor dem Zeitplan. Während Köster hauptsächlich für die Unterquerung von Straßen, Bahnlinien und natürlichen Hindernissen im Horizontal-Spülbohrverfahren (HDD) zuständig ist, übernimmt Wayss & Freytag Ingenieurbau die Herstellung der Stromtrasse. Dazu gehören der Bodenabtrag, der Aushub der Gräben, der Bau der Muffen und von Baustraßen sowie die Verlegung der Kabel samt anschließende Verfüllung der Gräben. Das erfolgte vorwiegend mit schwerem Gerät wie Kettendozern und -baggern. Bei den Erdarbeiten kamen teilweise Maschinensteuerungen zum Einsatz. Die Profilierung der Gräben wurde meistens freihändig erstellt, wobei speziell angefertigte Baggerlöffel mit Grabenprofil unterstützten.

Die Vermessung zur Abrechnung hat Wayss & Freytag mit seiner zuständigen Abteilung und mit einer von Sitech gelieferten Drohne DJI Mavic M3E vorgenommen. Sie ist mit einem RTK-Modul für zwei bis drei Zentimeter GNSS-Genauigkeit ausgestattet. Mit der Drohne wurden Bilder von der Trasse aufgenommen und anschließend auf die Internetplattform von Trimble Stratus geladen, um Orthofotos zu erzeugen, mit denen die Längen der Baustraßen, der Gräben und die Volumina und Massen der nach Bodenklassen getrennten Haufwerke ermittelt wurden. Zusätzlich hat die ARGE Sitech mit der Beweissicherung gegenüber dem Auftraggeber durch Fotos und Videos der Trasse beauftragt. Der Geschäftsbereich „Digitale Ingenieurleistungen“ erstellte den Arbeitsnachweis durch Fotos und Videos, die ebenfalls mittels Befliegung mit einer Drohne von DJI vom Typ Mavic M3E aufgenommen wurden. Die erste Befliegung der Trasse nahm Sitech in Teilabschnitten von 50 Metern bis zu drei Kilometern Länge vor dem Beginn des Bodenaushubs vor und erzeugte mit der CAD-Software Trimble Business Center, Edition Aerial Survey, aus den Luftaufnahmen Orthofotos zur Übergabe an die ARGE. Die Befliegung zur Beweissicherung erfolgte dann noch einmal nach dem Bodenabtrag sowie nach Verlegung der Leerrohre. Der Vorteil der Vermessung mit Luftbildaufnahmen liegt einerseits in der großen Geschwindigkeit im Vergleich zur Vermessung mit dem Rover, insbesondere bei größeren Flächen, langen Trassen oder Straßen. Ein Abschnitt von einem Kilometer Länge kann laut Angaben von Sitech in rund zehn Minuten zentimetergenau aufgenommen werden. Andererseits dienen die Orthofotos als unmittelbarer Arbeitsnachweis, da sie die abzurechnenden Objekte direkt als zusammenhängendes Bild zeigen.

Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand bei der Vermessung aus der Luft in der Länge der Trasse und der schwierigen Erreichbarkeit der Startpunkte für die Drohne, denn die Stromtrasse führt durch teils unwegsame und unerschlossene Natur, während die Drohne nur eine begrenzte Reichweite hat. Die Vermesser lösten das Problem durch Markierungen in Google Earth, die angefahren werden konnten, und nutzten anschließend die Übertragung der Informationen nach Google Maps für die Navigation. Ein weiteres Hindernis: Frostige Tage und Nebel machten eine Befliegung nicht möglich, denn die Rotoren der Drohne vereisten und die Kamera beschlug. Doch die vermeintlichen Nachteile wurden durch die Vorteile in Geschwindigkeit und dem direkten Nachweis der Drohnenvermessung ausgeglichen.

Oktober 2025