Fred Cordes und Holger Schulz über die Staffelübergabe bei Zeppelin Baumaschinen

Anpassungen an Märkte, aber auch an die Digitalisierung: Mit der Neuausrichtung und einer neuen Führungsspitze will Zeppelin die Weichen für die Zukunft stellen. Fred Cordes, seit Januar Mitglied in der Geschäftsführung des Zeppelin Konzerns und zusammen mit Peter Gerstmann, Christian Dummler und Alexandra Mebus verantwortlich für über 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit, hat den Vorsitz der Geschäftsführung bei Zeppelin Baumaschinen an Holger Schulz, bislang Geschäftsführer von Zeppelin Russland, übergeben. In seiner neuen Führungsfunktion leitet er seit August die strategische Geschäftseinheit Baumaschinen Deutschland/Österreich, für die Fred Cordes auf Holdingebene die Verantwortung trägt. Über die Staffelübergabe hat die Redaktion Baublatt mit beiden gesprochen.

Baublatt: Der Wechsel an der Spitze bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH war eine große Überraschung. Was wird sich denn nun alles im Unternehmen ändern?

Fred Cordes: Es ist sicherlich eine der größten organisatorischen internen Veränderungen im Zeppelin Konzern, womit wir eine schlankere und einfachere Struktur schaffen, um effizienter zu kommunizieren und schneller handlungsfähig zu sein. Im Bereich der Baumaschine haben wir unsere strategischen Geschäftseinheiten von drei auf zwei reduziert. Durch unsere bestehende Organisationsstruktur gab es mehrdimensionale Kommunikations- und Reporting-Ebenen, die wir nun abgebaut haben. Damit wollen wir Zeppelin fit für die Zukunft machen und gleichzeitig für weitere Kontinuität sorgen. Ich freue mich sehr, dass ich die verantwortungsvolle Aufgabe in der Geschäftsführung bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH an meinen überaus geschätzten Kollegen und kompetenten Nachfolger Holger Schulz, zuletzt Geschäftsführer Zeppelin Russland OOO, übergeben konnte. Wir werden sehr eng zusammenarbeiten. Dem Baumaschinengeschäft bleibe ich durch meine Holdingaufgaben auch weiterhin verbunden.

Baublatt: Warum ist eine Neuausrichtung nötig?

Fred Cordes: Nun ist ja bekanntlich „Stillstand gleich Rückschritt“. Zeppelin muss sich wie jedes Unternehmen immer wieder an die sich wandelnden Märkte anpassen, seine Struktur kontinuierlich überprüfen und auf neue Herausforderungen reagieren. Mit den richtigen Maßnahmen wollen wir die Weichen stellen, damit wir unser Wachstum beibehalten und stärken können. Dafür ist es nötig, sich zu verändern.

Neuer Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH ist Holger Schulz (links), hier mit seinem Vorgänger Fred Cordes. Foto: Zeppelin

Baublatt: Welche Herausforderungen muss Zeppelin in den kommenden Jahren bewältigen und wie wollen Sie

das anpacken?

Fred Cordes: Digitalisierung ist eines der zentralen Schlüsselfelder. Hier haben wir schon lange Maßnahmen eingeleitet, um die Zusammenarbeit mit unseren Kunden so einfach wie möglich zu gestalten. Zeppelin investiert stetig in digitale Geschäftsmodelle, um Kundenprozesse durch digitale Technologien weiter zu verbessern. Gerne nenne ich ein paar Beispiele: 2022 haben wir den Zeppelin-Cat-Shop eingeführt, worüber Kunden online Cat Minibagger oder Anbaugeräte erwerben können. Etabliert hat sich unsere Baggerbörse, eine Online-Plattform für gebrauchte Baumaschinen. Darüber hinaus haben wir den Online-Konfigurator für Cat Baumaschinen entwickelt, über den Kunden ihr Wunschgerät nach ihren Anforderungen selbst zusammenstellen und dann in der gewünschten Ausstattung online zu einem Aktionspreis in Auftrag geben können. Für den Service haben wir das Kundenportal, um darüber Online-Bestellungen von Ersatzteilen tätigen zu können. Seit 2022 gibt es Como, ein Dashboard für das proaktive Monitoring von Baumaschinenschäden. Wie Sie sehen, wurde schon vieles auf den Weg gebracht, aber das heißt nicht, dass wir stehenbleiben und uns auf unseren Erfolgen ausruhen. Hier müssen wir uns immer weiterentwickeln, aber auch unsere Angebote anpassen, besser vernetzen und gegebenenfalls neujustieren oder nachschärfen, wenn wir dem Wettbewerb einen großen Schritt voraus sein wollen. Die künstliche Intelligenz wird vieles verändern und viele Chancen bieten, die wir nutzen werden.

Baublatt: Was bedeutet die Neuausrichtung für den Vertrieb und Service von Cat Baumaschinen in Deutschland und Österreich?

Holger Schulz: Für unsere Kunden soll sich nichts ändern – auf operativer Ebene bleibt alles bestehen und länderspezifische Anforderungen in Deutschland und Österreich werden beibehalten. Um Ressourcen und Know-how noch besser zu nutzen, wollen wir uns jedoch mit den Kollegen in den jeweiligen Ländern intensiver abstimmen und enger zusammenarbeiten. Wir sind ein schlagkräftiges Team und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam noch mehr Effizienzen heben können. Für unsere Kunden wollen wir erster Ansprechpartner sein, wenn es um Baumaschinen geht, auf den sie sich verlassen können und der sie im Tagesgeschäft bestmöglich unterstützt, damit sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Das geht nur, wenn wir ihnen den besten Service in der Branche bieten. Kunden dürfen zurecht Bestleistung erwarten. Dabei bauen wir auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Baublatt: Viele Unternehmen holen sich externe branchenfremde Manager an die Spitze. Warum setzt Zeppelin auf Führungskräfte aus den eigenen Reihen?

Fred Cordes: Es ist typisch für Zeppelin, dass wir Führungspositionen in der Regel mit internen Managern besetzen, also auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen, die seit vielen Jahren im Unternehmen sind und dadurch Zeppelin, die Märkte und unsere Kunden kennen. Das gibt unseren eigenen Führungskräften eine klare und attraktive Perspektive. Allerdings gelingt uns das natürlich auch nicht immer, und von Zeit zu Zeit auch externe Expertise ins Haus zu holen ist natürlich ebenfalls sinnvoll und notwendig. Mein Nachfolger Holger Schulz ist das beste Beispiel für ein gelungenes internes Talentmanagement: Er kam 1992 als Praktikant zur Zeppelin Baumaschinen GmbH, erhielt drei Jahre später eine Festanstellung und machte dann im Konzern international Karriere. Wenn jemand mit dieser Expertise dann eine neue Managementfunktion übernimmt, erfordert das dann keine lange Einarbeitungszeit mehr, sondern es gibt einen nahtlosen und reibungslosen Wechsel.

Baublatt: Herr Schulz: Welche Impulse wollen Sie als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin Baumaschinen GmbH setzen?

Holger Schulz: Ich sehe drei große strategische Handlungsfelder, die auf mich in meiner neuen Funktion zukommen und auf die ich mich fokussieren will. Das erste betrifft die Fachkräftesicherung. Das gilt für Deutschland und Österreich. Wir müssen uns als ein attraktiver Arbeitgeber präsentieren und die richtigen Mitarbeiter finden, an uns binden und sie weiterentwickeln, um insbesondere die hohe Schlagzahl im Service aufrechtzuerhalten und zu bewältigen. Denn nur so lässt sich die große Maschinenpopulation auf den Baustellen auch fachgerecht betreuen. Das ist gleichzeitig die Basis dafür, wenn neue Technologien in den Einsatz beim Kunden gehen. Und das gilt insbesondere für die Digitalisierung, dem zweiten großen Handlungsfeld. Hier geht es intern etwa um die Einführung von SAP und die zusammenhängenden Prozesse, die vereinheitlicht werden müssen, damit wir fit für die Zukunft sind. Deswegen der administrative Schritt zu einem eigenen Technologie-Ressort, das wir aufbauen und von dem wir uns einfachere und bessere Kommunikation sowie schnellere Abstimmung auf nationaler und internationaler Ebene versprechen. Aber auch noch außen wollen wir digitale Möglichkeiten von Caterpillar stärker nutzen. Hier kann ich auch gute Erfahrungen aus Russland einbringen, wo wir eine große Fokussierung auf Digitalisierung im Neumaschinenvertrieb und Service gelegt haben. Denn wir wollen uns auf unsere operativen Aufgaben im Vertrieb und Service von Cat Baumaschinen sowie auf unsere Kunden und Märkte konzentrieren. Das hat für uns höchste Priorität. Schließlich sehe ich neue Antriebstechnologien als drittes großes Handlungsfeld. Denn Kunden erwarten immer weniger Emissionen und fordern Effektivität, Effizienz und Produktivität ein.

Baublatt: Welche Entwicklungen treibt Caterpillar voran und was sind die nächsten großen Entwicklungsschritte, die Kunden von Cat Baumaschinen erwarten dürfen?

Holger Schulz: … und das genau ist die dritte Stoßrichtung, die ich vor Augen habe: Es wird neue Antriebskonzepte geben – auf der bauma wurden vier Prototypen elektrisch betriebener Cat Baumaschinen gezeigt. 2024 soll die Markteinführung der ersten batterieelektrischen Kompaktmaschinen folgen. Caterpillar forscht aber bereits länger schon sehr intensiv am Einsatz von Wasserstoff. Es wird parallel darum gehen, wie wir uns gemeinsam auf dem Markt zu den bereits existierenden Konzepten aufstellen, die wir seit vielen Jahren erfolgreich betreuen – allen voran ist das die neue Maschinengeneration, aber auch das dieselelektrische Antriebskonzept. Unser Anspruch ist, dass wir zusammen mit Caterpillar weiter Technologieführer sind, wenn es darum geht, durch innovative Technik Abläufe und Prozesse unserer Kunden effizienter zu machen. Und diese Position wollen wir beibehalten.

Juli/August 2023