Hoffmann Mineral baut Kieselerde ab – ein weltweit einzigartiges Vorkommen

Sie sind in der Region daheim und zählen zum typischen Mittelstand, operieren jedoch weltweit und sind in ihrem jeweiligen Gebiet Marktführer: Familienunternehmen. Hoffmann Mineral aus Neuburg an der Donau ist ein solches. Die Firmengruppe, 1903 gegründet und heute von der vierten Familiengeneration geleitet, beschäftigt 158 Mitarbeiter und gewinnt im Jahresdurchschnitt bis zu 55 000 Tonnen Kieselerde, ein Gemisch aus Kieselsäure und Kaolinit – ein Vorkommen, das es in dieser Form sonst nirgendwo gibt. Dafür müssen rund eine Million Kubikmeter Material bewegt werden. Doch der Aufwand lohnt sich: Schließlich verleiht Kieselerde Gummi oder Lacken als Füllstoff besondere Eigenschaften, wird aber auch als Polier- oder Nahrungsergänzungsmittel verwendet. Mit dem Schwesterunternehmen SONAX, einem Global Player, werden daraus hochwertige Autopolitur, Autopflege, Felgenund Scheibenreiniger hergestellt und in die ganze Welt exportiert. Den Abbau des heimischen Rohstoffs übernimmt seit Kurzem ein Cat Kettenbagger 352FL.

Um die Baumaschine zu ihrem Einsatzort zu bringen, mussten enge Waldwege passiert werden. Das Unternehmen setzte dazu einen seiner Dumper mit einem Sleipner ein. „Caterpillar hatte früher einmal die Generalvertretung dafür“, erinnert sich Josef Gruber, Zeppelin Gebietsverkaufsleiter im Ruhestand. Den neuen Bagger hat er nun mit Daniel Bauer, seinem Nachfolger im Baumaschinenvertrieb von der Niederlassung München, an Hoffmann Mineral übergeben. „Es handelt sich bei diesem um den meistverkauften Bagger von Cat in dieser Größenklasse“, räumt Daniel Bauer ein. Um ihre Arbeit aufnehmen zu können, musste die 53 Tonnen schwere Baumaschine erst vom Tieflader von der Straße zum Abbaugebiet versetzt werden. Für den Transport kam der Sleipner zum Einsatz.

Cat Kettenbagger 352F
Josef Gruber (stehend rechts), Zeppelin Gebietsverkaufsleiter im Ruhestand, hat zusammen mit seinem Nachfolger Daniel Bauer (stehend links), Zeppelin Verkaufsrepräsentant, und Ronald Duchow (stehend Mitte), Zeppelin Einsatztechniker, das Ladegerät an Dr. Karlheinz Schmidt (auf der Kette), von der Geschäftsleitung verantwortlich für Produktion und Technik bei Hoffmann Mineral, und Michael Graf, Maschinist (in der Kabine), übergeben.

Dieser besteht aus Rädern und einer Rampe auf Achsen. „Wir können damit den Bagger schneller zu einem anderen Einsatzort befördern, ansonsten bräuchten wir deutlich länger, wenn er auf seinen Laufwerken fahren würde“, erklärt Stefan Schmid, Teamleiter Tagebau von Hoffmann Mineral. Das Laufwerk der Baumaschine wird auf eine Art Rampe gefahren, sodass die Ketten nicht mehr den Boden berühren. Dann wird der Oberwagen des Baggers auf dem Sleipner so positioniert, dass der Ausleger samt Löffel auf der Dumperladefläche aufsetzt. Im nächsten Schritt hebt der Bagger sein Laufwerk vom Boden ab, indem er sich mit dem Ausleger auf die Dumpermulde abstützt. Da nun der Bagger quasi über dem Boden schwebt, lässt sich der Bagger per Dumper zum gewünschten Einsatzort transportieren. Der Sleipner ist im Fall von Hoffmann Mineral immer wieder im Spiel, wenn das Ladegerät seine Ladestelle wechseln muss. „Wir sind relativ variabel von den Abbaustellen“, führt Dr. Karlheinz Schmidt aus, von der Geschäftsleitung verantwortlich für Produktion und Technik. Hoffmann Mineral unterhält derzeit die Abbaustätten Eichwald eins und zwei. Eichwald drei ist bereits ausgebeutet. Das heißt, die Abbaustätte wird dann verfüllt und rekultiviert und in den Ursprungszustand zurückversetzt. Typisch für die aktiven Abbaustätten: Sie sind zum einen gerade mal im Schnitt bis zu drei Hektar groß, sind trichterförmig angelegt und gehen bis zu 60 Meter in die Tiefe. Außerdem treten die Vorkommen nicht flächig, sondern punktuell auf.

Kieselerde bildete sich vor 95 Millionen Jahren, als Süddeutschland zum größten Teil vom Meer bedeckt war. Im Raum Neuburg lagerten sich auf alksteinsedimenten verschiedene Schichten davon ab. Das Meer ging zurück und übrig blieben Dolinen, sogenannte Karsttrichter, in welche die Kieselerde einsank und verwitterte. Sie sind die Ressource, die Hoffmann Mineral heute abbaut – ein Vorkommen, das in dieser Form nur bei Neuburg und Umgebung anzutreffen ist.

Cat Kettenbagger 352F
Der Rohstoff mit den Farbnuancen gelb bis weiß erinnert an weißes Gold.

Den Rohstoff mit den Farbnuancen gelb bis weiß – das weckt Assoziationen mit weißem Gold – verlädt der neue Cat 352FL auf Dumper. Der Baggerfahrer, Michael Graf, einer von 19 Mitarbeitern im Tagebau, muss schon beim Abbau ein genaues Auge haben, mit welchem Material er den rund drei Kubikmeter großen Löffel füllt.

„Schon hier beginnt das Aussortieren der Kieselerde. Die Maschine muss darum sehr feinfühlig agieren“

„Schon hier beginnt das Aussortieren der Kieselerde. Die Maschine muss darum sehr feinfühlig agieren“, so Dr. Schmidt. Außerdem sollte sie eine möglichst geringe Bodenbelastung aufweisen, um nicht einzusacken – aus diesem Grund wurde ein langes Laufwerk mit breiten Bodenplatten gewählt.

Die knickgelenkten Skw befördern den Rohstoff dann auf eine rund sieben Hektar große Haldenfläche auf einem Feld bei Rennertshofen, auf dem derzeit die abgebaute Kieselerde bis zur Weiterverarbeitung zwischengelagert wird. Später wird die Kieselerde auf dem Betriebsgelände in Neuburg für den weltweiten Export veredelt, indem Feinanteile vom übrigen Gestein und Sand getrennt werden. Gerade einmal ein Drittel des abgebauten Rohstoffs kann verarbeitet werden. Verwendet werden können für die Füllstoffe von Gummi und Lacken nur Feinanteile mit einer Korngröße unter einem Hundertstel Millimeter.

Um an die verwertbare Kieselerde zu kommen, müssen verschiedene Schichten Abraum von dem Bagger abgetragen und später wieder von ihm eingebaut werden. „Wir müssen eine riesige Kubatur bewegen. Zum Abschluss wird dann von dem Bagger wieder Humus aufgetragen“, erläutert Dr. Schmidt. Der Abraum wird erst einmal zwischengelagert und dabei von einer neuen Cat Raupe D6T LGP mit ihrem Sechs-Wege-Schild verteilt. Dazu wird ein Gefälle angelegt, damit das Wasser abfließen kann. Wird der Abraum für die Verfüllung der Abbaustätten verwendet, setzt der Dozer seinen Drei-Zahn-Ripper ein, um das Material für den Rückbau zu lockern.

Wo das weiße Gold zu Hause ist

Die Abbaumethodik war früher anders: Einst erfolgte der Abbau unter Tage. Erst ging es mit Hacke und Handkarren zur Sache, indem ein senkrechter Schacht angelegt und ein Stollen waagrecht und schräg vorgetrieben wurde. Später wurde auf Presslufthammer, Loren und ein schienengeführtes Transportsystem umgestellt. Doch die Ausbeute war nicht wirtschaftlich. Man stellte auf das System Bagger und knickgelenkte Skw um, welche viel mehr Masse bewegen. Heute sind die Vorkommen von Ton- und Sandschichten überdeckt. Diese müssen erst einmal freigelegt werden. Bevor damit der Cat Bagger beginnen kann, muss die Fläche erst geologisch vorsondiert und dann durch Bohrungen genauer untersucht werden. Die im Durchmesser etwa 15 Zentimeter weiten und maximal 120 Meter tiefen Bohrlöcher werden in einem Raster von 50 mal 50 Metern mit Bohrgeräten abgeteuft. Die eingesetzten drei Bohrgeräte wurden extra für die Kieselerde-Erkundung konstruiert – auch hier stellt ein breites Kettenfahrwerk die optimale Gewichtsverteilung sicher, um Flurschäden zu vermeiden. Treten im Abbaufeld Felspartien auf, werden sie mithilfe von pyrotechnischer Zerkleinerung gelöst. Das ist die Technik, die sich bei Hoffmann Mineral inzwischen etabliert hat, um an das weiße Gold zu kommen.

Juli/August 2019