Die bauma bietet bot Neuheiten eine große Plattform: Erstmals nutzte ein Mobilbagger ZM110 der neuen Generation in der Kurzheckversion die Aufmerksamkeit der Messe, wo er bei Zeppelin am Messestand in der Halle B6 vorgestellt und Kunden präsentiert wurde. Die neue Baumaschine in der Zehn-Tonnen-Klasse hat eine umfassende Weiterentwicklung erfahren. Der Fokus lag dabei auf Leistung und Stabilität. „Das präsentierte Modell soll hydraulische Anbaugeräte der 14-Tonnen-Klasse betätigen können“, erklärt Marc Patalong, Senior-Produktmanager für Mobilbagger bei Zeppelin. Doch das ist nicht die einzige Veränderung – auch viele andere optionale Features kommen neu hinzu, wie etwa eine Joystick-Lenkung oder eine Anhängervorrüstung. Optional gibt es auch die Möglichkeit, den Mobilbagger mit 40 km/h auf der Straße zu bewegen. „Es hat sich vieles in der neuen Kabine verändert, was den Fahrerkomfort betrifft“, so der Zeppelin Produktspezialist. Wir haben ihn bei einem Rundgang um den neuen ZM110 auf der bauma begleitet, bei dem er uns über die Details informierte.
Was andere Mobilbagger der neuen Generation bereits vorweisen können, kann der neue ZM110 nun auch bieten: ein Anbaugeräte-Management. Der Fahrer kann verschiedene Anbaugeräte mit definierten Parametern abspeichern und einen maximalen Druck definieren. Neu ist die Drei-Bolzen-Gelenkstange für den Löffel. „Sie hat den Vorteil, dass man dadurch einen 200-Grad-Drehwinkel gewährleisten kann, was sich positiv bei der Lkw-Beladung auswirkt, wenn die Bordwand hohe Ladekanten hat. Der Fahrer kann den Löffel parallel zum Boden halten und wird dadurch kein Ladegut verlieren“, so der Senior-Produktmanager für Mobilbagger bei Zeppelin. Optional eingehaust wurde die Rohrbruchsicherung. Damit ist der Löffelzylinder gut geschützt. In Verbindung mit der Überlastwarneinrichtung steht somit der Palettengabeleinsatz zur Verfügung. „Danach haben viele Kunden in den letzten zwei Jahren gefragt“, berichtet Marc Patalong.
Für eine angenehme Straßenfahrt steht eine optionale Schwingungsdämpfung zur Verfügung. Pratzen, die einzeln ansteuerbar sind, bleiben wie schon beim alten ZM110 bestehen. Sie können Kunden ebenfalls aus der Liste an möglicher Zusatzausrüstung mitbestellen, wenn sie darauf Wert legen. Optional ist eine Allradlenkung. Ausgerüstet wird der neue Mobilbagger optional auch mit Bandenmarkt-Reifen ohne Zwischenring, womit mehr Stabilität gewährleistet ist. Diese wurde nun noch mal gegenüber dem Vorgängermodell verbessert, indem die Achsabstände quadratisch ausgerichtet wurden. Neu ist die Pendelachse, durch die der Fahrer eine flexiblere Reaktionsgeschwindigkeit hat. Die neue Pendelachse ermöglicht eine Pendelachssperre – der Fahrer kann so sicher vom Fahr- in den Arbeitsmodus wechseln.
Die Kabine des neuen ZM110 ist größer geworden, was mehr Platz für den Fahrer bedeutet. „Im Inneren hat sich vieles getan – vor allem im Bereich des Sichtfeldes. Von Vorteil ist ein doppelter Parallelscheibenwischer, der einen Radialscheibenwischer ersetzt hat. Eine im Vergleich zu früher verbaute größere Scheibe bietet mehr Licht für den Fahrer und bessere Sicht bei hohen Ladekanten von Lkw. Auch das rechte Außenfenster wurde vergrößert, was dem Fahrer eine komplett freie Sicht nach rechts bis zum rechten Vorderreifen bietet. Der Gefahrenbereich ist nun besser einsehbar“, fasst Marc Patalong die Verbesserungen zusammen. Ein neues Design hat die Motorhaube erhalten, die verschlankt und tiefer gesetzt sowie nach hinten gezogen wurde, was sich ebenfalls positiv auf die Sicht auswirkt. Mehr Fahrerkomfort bietet der neue luft- und längsgefederte sowie beheizbare Grammer-Sitz. Von ihm aus wird das Zehn-Zoll-Touch- Display bedient. Darüber erfolgt nicht nur das Anbaugeräte-Management, sondern es lassen sich auch verschiedene Fahrerprofile einspeichern und abrufen. Geändert hat sich die Bedienoberfläche, was die Multifunktions- Planierschildhebel angeht, worüber der Planierschild beziehungsweise die optionalen Pratzen eingestellt werden. Es gibt ein Jog-Dial mit Schnellzugrifftasten, um vom Eco- in den Powermodus zu springen. In der Standardausführung sind bereits Joysticks erhältlich, die aus der Vorgängerserie bekannt sind. Ein Knopf kann frei über das Touch-Display belegt werden. Optionale ergonomische Joysticks werden mit Wippen verbaut, wenn beispielweise ein OilQuick-Schnellwechsler samt Tiltrotator in Sandwichbauweise gewählt wurde, so wie ihn der Mobilbagger ZM110 auf der bauma hatte. Die Schalter für die Maschinenfunktionen haben ein Farbschema erhalten. Rot steht für Sicherheit, wenn die Schnellwechslerfunktion aktiviert werden soll. Orange steht für die Funktion im Zusammenhang mit der Straßenfahrt. Hydraulikfunktionen werden grün angezeigt. Schwarze Schalter sind elektronischen Funktionen wie der Beleuchtung vorbehalten. Auch hier hat sich was getan: Ausreichende LED-Beleuchtung befindet sich am Hubarm, auf der Kabine und am Oberwagen, um eine Baustelle ausleuchten zu können. Wer im Sommer einen kühlen Arbeitsplatz benötigt, kann sich über eine standardmäßige Klimaanlage freuen, die eine Temperaturdifferenz von bis zu 15 Grad zur Außentemperatur schafft.
Den neuen ZM110 zeichnet seine Kurzheck- Bauweise aus, die noch mal kompakter geworden ist, was an einem um 20 Zentimeter kürzeren Radstand liegt. „Trotzdem müssen keine Einschränkungen hinsichtlich der Stabilität in Kauf genommen werden – ein Kontergewicht von 320 Kilogramm genauso wie der nach hinten verlagerte Perkins-Motor gewährleisten die nötige Stabilität“, versichert Marc Patalong. Am Heck oben angebracht wurde eine rote LED-Leiste, um die Sicherheit zu erhöhen. Sie dient drei Funktionen: Sobald die Armlehne unten ist und der Arbeitsmodus gilt, leuchtet sie durchgehend rot. Bei Straßenfahrt wird sie als zusätzliche Bremsleuchte genutzt. Wird der Schnellwechsler geöffnet oder geschlossen, blinkt die Signalleuchte ebenfalls durchgehend, damit anderen Personen auf der Baustelle signalisiert wird, dass es hier ein mögliches Gefahrenpotenzial gibt. Verbaut wurde bei jedem ZM110 der neuen Generation ein Parallelschild. Hinzu gekommen ist eine optionale Anhängerkupplung. Diese kann drei Tonnen Anhängerlast ungebremst und zwölf Tonnen gebremst mitführen. Die entsprechend benötige Hydraulik wird dafür mitgeliefert.
Unter der Motorhaube versteckt sich das neue Oberwagendesign. Der Motor wurde nach hinten verlagert. Eine Trennwand grenzt diesen vom Kühler, dem Luftfilter und AdBlue-Tank ab. Der Zugang zum Motor für die tägliche Wartung erfolgt über den Schild, der im Trittbereich angeraut beziehungsweise gerippt wurde. Ob im Standard der 55 kW starke Perkins- Motor oder als Option der 100 kW starke Perkins-Motor: Beide erfüllen die EU-Abgasstufe V, wobei der stärkere Motor AdBlue benötigt. Dieser sorgt auch dafür, dass dem hydraulischen Anbaugerät eine Leistung von 45 kW beziehungsweise 120 Liter Hydrauliköl pro Minute zur Verfügung steht. Zur Standardkonfiguration gehört ein Hoch- und Mitteldruckkreis sowie eine Schnellwechselhydraulik. Auf Wunsch können Kunden die Vorbereitung für Powertilt auswählen. „Weil viele Kunden danach gefragt haben, kann ab Werk eine Leckölleitung aufgerüstet werden“, führt Marc Patalong aus. Insgesamt liefert der Schwenkmotor 20 Prozent mehr Schwenkkraft. Davon profitieren Einsätze, die in Hanglange ausgeführt werden müssen oder wenn schwere Anbauwerkzeuge wie ein Tiltrotator eingesetzt werden. In der Praxis ist eine elektrische Steckverbindung zwischen Maschine und Anbaugerät verbaut. Dadurch können etwa Tiltrotatoren per Plug-and-play angeschlossen werden. Mit der Auswahl des Herstellers im Display sind somit alle Funktionen, Litermengen und Drücke automatisch hinterlegt.
Zudem wurde unter der Motorhaube ein drückendes Kühlsystem verbaut, um so 25 Grad weniger Temperatur zu haben als bei der Vorserie. „Das erhöht die Langlebigkeit von Batterie, von Kabelbäumen oder von hydraulischen Komponenten wie Hydraulikschläuchen“, so Marc Patalong. Auch was die Betankung des Mobilbaggers betrifft, gibt es eine Veränderung: Der Tank ist auf der rechten Seite vom Ober- in den Unterwagen gewandert. Dadurch kann die Betankung vom Boden aus erfolgen. Der Schwerpunkt der Baumaschine ist somit deutlich nach unten gesunken, was der Stabilität zugutekommt. In der Werkzeugbox rechts ist die Betankungspumpe samt Schlauch untergebracht. Hinter der rechten Serviceklappe befindet sich eine Zentralschmieranlage von Bekamax und der AdBlue-Tank, sofern der Mobilbagger auf den 100 kW starken Perkins-Motor zurückgreift. Haben Kunden auch eine Standheizung gewählt, ist diese dort ebenfalls verbaut. Sie wird über das Touch- Display von der Kabine aus oder per App mit dem Smartphone angesteuert. Somit lässt sich der Arbeitsplatz eine Stunde lang vorheizen. Im Werkzeugkasten auf der linken Seite wurde eine optionale Schublade mit einer Nutzlast von 120 Kilogramm und einem Zwölf-Volt-Anschluss für eine Kühlbox eingebaut, die verriegelt ist. Somit kann der Fahrer auf kühle Getränke zugreifen, die Erfrischung bei den Arbeiten mit dem ZM110 bieten.
November/Dezember 2022