Ein Kommentar von Sonja Reimann
Das Ampel-Chaos hat weitreichende Folgen und schlägt auf die Stimmung: Doch die Hängepartie der Politik mag nicht allein schuld sein an schlechter Laune. Es herrschen Frust und Resignation, weil die Wirtschaft nicht in Fahrt kommt. Ob der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt, immer höhere Preise oder fehlende Fachkräfte sowie Migrationsprobleme – das alles bremst den Aufschwung aus und drückt aufs Gemüt.
Die Frage: Wann geht es endlich raus aus dem Herbst-Blues? Ein Rezept gegen den Frust und das Stimmungstief wäre, weniger zu jammern und uns nicht über Dinge zu ärgern, die wir ohnehin nicht beeinflussen oder ändern können. Think positive – denke positiv – könnten wir uns für das neue Jahr vornehmen. Nur mehr Zuversicht wagen, fällt schwer angesichts der Zukunftsängste, die viele plagen, vor allem, wenn auch noch eine Veränderungsbereitschaft eingefordert wird. Aktuell sind positive Nachrichten dünn gesät, doch es gibt sie: Zum Beispiel verströmte die Messe Expo Real in München positive Stimmung, weil die Immobilienbranche trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen langsam wieder nach vorne blickt.
Niemand muss eine rosarote Brille aufsetzen, sich Sorgen schönreden oder angesichts der hoffnungslos erscheinenden Lage den Kopf in den Sand stecken. Doch wer schlecht gelaunt ist, überträgt seine Stimmung leicht auf andere, die dann damit angesteckt werden, ins gleiche Horn zu blasen. Längst ist erwiesen: Optimisten sind laut Psychologen zwar nicht gefeit vor Problemen, aber kommen dank ihrer gelassenen Einstellung mit belastenden Situationen besser zurecht und sind somit gegenüber Krisen resilienter.
Ein anderer Vorsatz für das neue Jahr, der sich an Chefs und Führungskräfte richtet: Man sollte nicht immer dem schwäbischen Sprichwort „Nicht geschimpft, ist genug gelobt“ folgen, sondern auch mal positives Feedback geben. Anerkennung verdient beispielsweise ein Baggerfahrer, wenn er eben nicht nur Dienst strikt nach Vorschrift macht, sondern wenn er im Voraus plant, wie er schneller mit dem Planum fertig wird, dabei die richtige Ausrüstung nutzt und die Technik so an die Gegebenheiten anpasst, dass er jede unnötige Bewegung vermeidet. Wer hier öfter mal ein Lob verteilt, weil der Maschinist Zeit und Ressourcen spart, kann sicher sein, dass das den Fahrer anspornt, auch in Zukunft proaktiv seinen Job anzupacken.
Angesichts der ernsten Lage ist es absolut angebracht, Entscheidungen nicht hinauszuzögern, sondern entschlossen und konsequent zu handeln – so wie es viele Mitarbeiter auf den Baustellen jeden Tag machen, die Entscheidungen treffen müssen. Unternehmer attestieren schon lange, woran der Wirtschaftsstandort Deutschland krankt: an der Energiepolitik, an einer Abgabenlast, an Bürokratie und an einer mangelhaften Infrastruktur. Doch warum passiert hier zu wenig, um unser Land aus der aktuellen Krise zu führen? Als die Carolabrücke in Dresden einstürzte und Elbe-Hochwasser akut die Stadt und ihre Einwohner bedrohte, waren flugs die Sondergenehmigungen für den Transport von 13 Abbruchbaggern erteilt, an die hundert Helfer aktiviert und sechs Stunden später ging der Teilabriss los. Wenn Gefahr in Verzug ist, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Doch warum nicht auch sonst? Manche Firmen müssen wochenlang warten, bis sie die Genehmigung für Schwertransporte erhalten.
Wir müssen wieder mehr anpacken, wenn wir die Krise meistern wollen. Hier sind die politischen Verantwortlichen in der Pflicht, mit wirksamen Maßnahmen die richtigen Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachstum zu schaffen. Dann gibt es schon mal einen Grund weniger zum Nörgeln.
November 2024