Auf ihn wirken Witterungsbedingungen und Verschmutzungen ein: den Lack von Baumaschinen. Er ist einer hohen mechanischen Belastung, Steinschlag, Frost, starker UV-Strahlung oder auch Hagel ausgesetzt. Damit das die Oberflächen möglichst unbeschadet überstehen und es nicht dazu führt, dass der Lack abgeht, braucht es als entsprechenden Schutz die richtige Lackierung. Sie erfüllt jedoch noch eine andere Funktion. Der Wiedererkennungseffekt wird für Bauunternehmen immer wichtiger, um die Aufmerksamkeit von Kunden und von potenziellen Mitarbeitern auf sich zu ziehen, aber auch um dank der unverwechselbaren Firmenfarbe einen Wiedererkennungseffekt und Blickfang zu schaffen. Inzwischen ist der Farbton einer Baumaschine Teil der Corporate Identity einer Baufirma. Für die fachgerechte Lackierung sorgen Matthias Niederhausen, Roman Baier, Alexander Schamber und Jan Fischer von der Zeppelin Niederlassung Bremen, damit Bagger, Radlader & Co. glänzend ihren Job bewältigen. Lackiert werden neue und gebrauchte Baumaschinen von Cat oder Fremdfabrikate.
Cat Baumaschinen sind bekannt für ihr typisches gelb-schwarzes Design. „Viele Kunden haben jedoch ihre eigene Firmenfarbe und stellen hohe Anforderungen an die Lackierung. Hier sind uns keine Grenzen gesetzt. Da realisieren wir alles, was gewünscht wird, ob RAL-Farben, Sonderfarben, eine zweifarbige Lackierung oder eine Lackierung in Verbindung mit entsprechenden Aufklebern für die Firmenlogos“, erklärt Arne von Seelen, verantwortlicher Leiter für die Spezialisierungen am Standort Bremen, der sich zudem auch um die Lackierung kümmert. Ein Beispiel, was mittlerweile alles machbar ist, präsentierte Zeppelin auf der NordBau. Für die Messe hatte ein Cat Kettenbagger 315 ein besonderes Branding erhalten: Er bekam eine Lackierung in Schwarzmetallic und Glanzoptik. „Das ist absolute Königsklasse in der Lackierung. Wird hier nicht akkurat gearbeitet, sieht man sofort jeden Fehler“, so Bernfried Bücking, Zeppelin Serviceleiter im Vertriebs- und Servicezentrum Bremen. Fehler sind in diesem Fall Nasen und Wülste, Krater- sowie Blasenbildung, die es zu vermeiden gilt. „Unsere Lackierer haben einen hohen Qualitätsanspruch an die Oberflächen – sie sollen wie aus einem Guss aussehen und einen einheitlichen Farbverlauf erhalten. Besonders anspruchsvoll ist es, wenn sie Silbermetallic auftragen, denn dieser Farbton wirft Schatten“, stellt er dar. Auch wenn Rohre übereinanderliegen, achten sie darauf, dass die Farbschicht oben nicht doppelt aufgebracht wird. „Das wäre sonst zu viel“, bemerkt Arne von Seelen.
Rund 25 Liter Farbe sind beispielsweise nötig, um eine neue Cat Raupe D4 von Gelb-Schwarz auf den gewünschten türkisgrünen Farbton umzulackieren. Bis zu 50 Liter Farbe beanspruchen Großgeräte wie ein Cat Radlader 992. „Solche Geräte kommen aus Übersee in Bremerhaven an und werden dann zu unserer Niederlassung nach Bremen transportiert. Dort erfolgen Erstausrüstung, sprich Anpassungen, Nachrüstungen und die Endmontage, bevor die Baumaschinen auf Baustellen oder in Steinbrüchen, Kies- und Sandgruben oder auf Recyclinghöfen in den Einsatz gehen. Natürlich müssen davor noch die einen oder anderen Lackierarbeiten erfolgen“, berichtet Arne von Seelen. In die Lackierhalle der Niederlassung passen Baumaschinen in der Größe eines Kettenbaggers 395, eines Radladers 992 oder die Mulde eines Skw 777. „Die großen Teile eines Muldenkippers sind sperrig und sie vor dem Zusammenbau zu lackieren, ist schon eine Herausforderung, wenn sie dann gedreht werden müssen. Wir haben hier natürlich das Know-how, dass die Maschinen richtig demontiert und später fachgerecht zusammengebaut werden“, so Bernfried Bücking.
Mitlackiert werden auf Kundenwunsch auch Details, die von außen nicht zu sehen sind, aber die der Fahrer von seinem Sitz aus im Blick hat wie das Schwenkgetriebe bei einem Kettenbagger. „Jeder Kunde hat andere Anforderungen, auf die wir explizit eingehen“, so Arne von Seelen. Lediglich den Motor sparen die Mitarbeiter aus. „Es würde sonst zu aufwendig und teuer werden. Da stellt sich die Frage: Wie weit geht man hier und wo sind die Grenzen, was sinnvoll ist“, ergänzt Bernfried Bücking. Um auch alle Ecken gut mit Farbe abzudecken, setzt Zeppelin auf eine elektrostatische Lackierung. Damit werden die fein zerstäubten Lackpartikel aufgeladen und von der zu lackierenden Baumaschinenoberfläche angezogen. Somit bleiben die Farbtropfen hängen und haften – das Ergebnis ist ein hoher Wirkungsgrad. „Die Farbe zieht sich um runde Körper und haftet etwa am Ausleger oder anderen schwer zugänglichen Stellen problemlos“, so der Zeppelin Serviceleiter.
Eine Lackierung steht und fällt mit der Vorbereitung. So müssen Oberflächen gründlich mit biologisch abbaubarem Waschmittel gereinigt werden, damit der Lack auch richtig aufgetragen werden kann. Insbesondere an Gebrauchtmaschinen haften zahlreiche Verunreinigungen, wie Betonstaub, der bei Abbrucharbeiten anfällt und nur mit Hochdruck zu entfernen ist. „Es ist wirklich wichtig, die Reinigung ordentlich durchzuführen, damit sich Öle und Fette auf den Oberflächen lösen können“, so Arne von Seelen. Deswegen hat die Zeppelin Niederlassung Bremen eine neue Waschhalle gebaut. Mitarbeiter Michael Engelmann ist in Vollzeit mit der Maschinenwäsche beschäftigt. Das Wasser zum Waschen wird auf 60 Grad Celsius vorgewärmt. Der Strom dafür kommt vom Nachbarn: Zeppelin Power Systems hat auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage installiert – schließlich soll der Energieverbrauch gesenkt werden. Neben der Waschhalle befindet sich ein Außenwaschplatz, der ebenfalls für die Reinigung genutzt werden kann. Sind die Baumaschinen sauber, müssen sie komplett abtrocknen, was meist über Nacht erfolgt, bevor die nächsten Schritte vorgenommen werden.
Dazu gehört es auch, Sensoren zu entfernen und Bleche oder Verkleidungen abzuschrauben. Denn nicht alles darf von einer Lackschicht überzogen werden. Als nächste Stufe steht das Abschleifen mit einem Exzenterschleifer auf dem Programm. Dabei werden alte Lackschichten entfernt. Zeitintensiv ist das Abkleben der Stellen und Kanten mit Folie und Kreppband, die nicht mit Lack in Berührung kommen dürfen. Verpackungskünstler Christo hätte wohl seine helle Freude. „Hinter dem Abkleben steckt ein großer Aufwand, denn das muss mit größter Sorgfalt durchgeführt werden. Wer hier Zeit sparen will, macht einen großen Fehler“, erklärt Bernfried Bücking. Zubehörteile werden separat aufgehängt und in einem Schritt gleich mitlackiert. „Sobald mit dem Lackieren begonnen wurde, gibt es kein Zurück mehr. Die Mitarbeiter müssen dann den mehrstufigen Prozess auch zu Ende führen und können zwischendurch nicht mehr unterbrechen oder erst am nächsten Tag weitermachen“, so Arne von Seelen.
Grundierung für den Korrosionsschutz und Haftgrund müssen aufgetragen werden, bevor dann die Farbe aufgesprüht wird. Da die Bauteile einer Baumaschine aus unterschiedlichen Materialien wie Stahl, Kunststoff oder Aluminium bestehen, muss auch der Lack auf unterschiedlichen Substanzen haften können. Eine Lackierkabine wie sie in der Automobilindustrie üblich ist, gibt es bei Baumaschinen nicht. Hier ist noch Handarbeit mit der Sprühpistole angesagt. Entsprechend wichtig ist eine moderne Filtertechnik und Anlage, über die Farbpartikel abgesaugt werden. Um den Lackierprozess für die Zukunft neu auszurichten, war eine neue Trafostation für die neue Absauganlage nötig. Damit auch hier der Stromverbrauch beim Lackieren und Heizenergie beim Trocknen gesenkt werden, nutzt die Anlagentechnik Wärmerückgewinnung. „Wir erreichen dadurch eine deutliche Energieeinsparung, entlasten durch weniger CO2 die Umwelt und senken Kosten“, fasst der Zeppelin Serviceleiter die Vorteile zusammen.
Die Lackierexperten in Bremen verwenden in der Regel eine Kunstharzlackierung und Acrylfarben. So kann der Lack auch was aushalten, wenn Baumaschinen im Abbruch arbeiten und dann auf Betonpartikel treffen, die mit feinem Wassernebel zur Staubbekämpfung gebunden werden. Einen besonderen Lack verwenden die Lackierer auch, wenn mit den Geräten unter Wasser, vor allem in Verbindung mit Nord- oder Ostseewasser, gearbeitet wird. Dann muss der Lack auch die Funktion von Korrosionsschutz erfüllen. Aber auch optische Gründe können für eine Umlackierung sprechen, wenn Kunden ihrem Fuhrpark einen einheitlichen Look geben wollen. Doch nicht jede Zeppelin Niederlassung bietet Lackierarbeiten in dem Umfang wie in Bremen an. „Wir wollen in Norddeutschland ein Kompetenzzentrum für Baumaschinenlackierung werden. Deswegen hat die Zeppelin Niederlassung Bremen in den Umbau der Lackierhalle und in eine neue Waschhalle auf neuestem Stand der Technik rund eine Million Euro investiert“, so Niederlassungsleiter Stephan Lackner. Überlegt wird derzeit, die Angebote weiter auszubauen und Kunden verschiedene Lackieroptionen anzubieten, damit sie individuell entscheiden können, wie ihre Baumaschine lackiert werden soll. Bei Beschädigungen oder nach dem Austausch von defekten Teilen erfolgen in der Regel ohnehin Teillackierungen. Dabei ist eine schnelle Ausführung entscheidend, damit dann das Arbeitsgerät kurzfristig wieder einsatzbereit ist. Sie wirken sich günstig auf die Werterhaltung einer Baumaschine aus. Denn eine intakte und hochwertige Lackoberfläche macht einen gepflegten Eindruck, und das beeinflusst den Wiederverkauf positiv.
Februar 2024