Gebrauchter Radlader mit Stufe IIIB-Motor für den Einsatz in Ghana umgebaut

Startschuss für das Export-Geschäft

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Beim Eintreffen des Radladers in Ghana wird sein Innenleben inspiziert, schließlich hat die Baumaschine einen Rückbau aufgrund der Motorentechnik erfahren.

Haben Radlader, Kettenbagger und -dozer in Deutschland ihr erstes Maschinenleben absolviert und zeigt ihr Betriebsstundenzähler etliche tausend Stunden an, werden sie als Gebrauchtmaschine für den Export vermarktet. Bislang stellte sich allerdings die Frage, wie Geräte mit Stufe-IIIB-Motoren in Ländern eingesetzt werden können, die nicht so strenge Emissionsvorschriften an diese stellen. Die Zeppelin Niederlassung Berlin hat eine Antwort gefunden: Sie passte den ersten Cat Radlader 966K für einen Einsatz außerhalb der EU an, indem sie dessen Abgasreinigungsanlage zurückbaute. So kann die Baumaschine von der Unternehmensgruppe Amandi in Ghana zum Laden von Sand und losem Schüttgut eingesetzt werden, insbesondere weil dieses Gerät eine preisgünstige Alternative darstellt und der dortige Markt nichts Entsprechendes hergibt. Damit läutete Zeppelin den Startschuss für das Export-Geschäft mit gebrauchten Stufe-IIIB-Baumaschinen ein.

Mit der Einführung moderner Motoren mit elektronisch geregelter Abgasreinigungstechnik wie der Stufe IIIB mit Abgasrückführung, Katalysator und Partikelfilter stand der Export von gebrauchten Baumaschinen vor einer Herausforderung: Die modernen Motoren sollten nur mit aschearmem Motorenöl und Dieselkraftstoff mit einem Schwefelgehalt unter 15 ppm betrieben werden, so die Vorgabe seitens Caterpillar, sonst können die Abgaswerte nicht eingehalten werden. In den Ländern mit strengen Abgasvorschriften – wie eben Deutschland – kein Problem. In anderen Ländern wie Ghana sind diese Betriebsmittel nicht verfügbar. „Wir haben uns darum für den Rückbau der Abgasreinigungsanlage entschieden. Somit konnten wir das Problem umgehen“, so David Friedrichs, Gebrauchtmaschinenmanager der Zeppelin Niederlassung Berlin. Bisher wiesen alle Cat Baumaschinen, die Amandi einsetzt, Motoren auf Basis von Stufe IIIA oder älter auf, wodurch der Schwefelgehalt keine Beeinträchtigung darstellt. Doch im Fall der Radlader geht der Bestand an Maschinen der H-Serie langsam zuneige.

Kurt Kerler, Bereichsleiter Gebrauchtmaschinen-Vertrieb bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH, freut sich über den gelungenen Umbau und über ein weiter vielversprechendes Export-Geschäft:

„Immer wieder hört man, gebrauchte Maschinen mit aktueller Abgastechnologie wären wegen ihrer technischen Komplexität nicht mehr uneingeschränkt exportfähig.  Mit diesem Umbau haben wir das Gegenteil bewiesen. Auch für viele weitere aktuelle Maschinen von Caterpillar können wir entsprechende Umbauten für den Export anbieten.“

Für III-B-Motoren wie im 966K hält Caterpillar Umbaukits bereit: So wird beispielsweise die Abgasnachbehandlungsanlage von Maschinen und Industriemotoren entfernt und das Motormapping verändert, um den Betrieb in Ländern mit gemäßigten oder ganz ohne Richtlinien zu ermöglichen – ein Eingriff, den nur Cat Händler wie Zeppelin vornehmen können. Als Folge des Umbaus wird die erteilte Abgasemissionszertifizierung ungültig. Zeppelin verfügt über die entsprechenden Kits und baut sie, falls nötig und gewünscht, in die zum Export bestimmten Maschinen ein. Mit Amandi wurde der Anfang gemacht. „Die große Frage war aber, ob der Rückbau trotzdem einen stabilen Betrieb vor Ort sicherstellt. Denn das ist Grundvoraussetzung für Kunden, vor allem wenn wie im Fall von Amandi aufgrund der Distanz keine schnelle Rücknahme oder ein Ersatzgerät zur Verfügung steht“, berichtete David Friedrichs. Deswegen erhöhte er die Garantie auf 500 Betriebsstunden und stand mit seinem Wort gerade, die Maschine wieder auszuführen, sollte sie nicht zuverlässig laufen. Um absolut auf Nummer sicher zu gehen, wurde der Radlader vor der Auslieferung in Deutschland auf Herz und Nieren geprüft – er musste sämtliche Diagnosetests durchlaufen. Auf den Prüfstand kamen alle zentralen Komponenten. Auch in Ghana musste der Radlader drei Tage lang im Testbetrieb seine volle Leistung unter Beweis stellen. Erst dann war Amandi vom Umbau-Ergebnis so überzeugt, dass der Radlader vor Ort bleiben sollte – und zwar bis zum Ende seines Maschinenlebens.

„Wenn man bedenkt, dass andere Cat Geräte bei dem Kunden bis zu 15 000 Stunden aufweisen, dann hat hier der Radlader, der mit 2621 Betriebsstunden an Amandi ausgeliefert wurde, noch einiges an Einsatz vor sich“, meint David Friedrichs, der zusammen mit einem Monteur den Probebetrieb begleitete. Servicetechniker wie Marcus Matthes oder Sascha Reimann waren regelmäßig in Ghana, um den Kunden bestmöglich bei seiner Arbeit mit Baumaschinen zu unterstützen. „Sicherlich könnten wir irgendwo anders eine billigere Maschine finden, doch in unserem Fall haben das Vertrauen und die Sicherheit einen ganz hohen Stellenwert, da wir uns voll auf die Aussage von David Friedrichs verlassen müssen. Denn in der Regel können wir eine Maschine, wie den Radlader 966K, nicht mal eben schnell unter die Lupe nehmen“, so Arie Almog, Betriebsleiter von Amandi. Nur wenn das Angebot passt, wird der Zeppelin Gebrauchtmaschinenmanager ihm auch ein solches unterbreiten.

Arie Almog, Betriebsleiter von Amandi, und sein Team nehmen von David Friedrichs, Gebrauchtmaschinenmanager der Zeppelin Niederlassung Berlin, den symbolischen Schlüssel für die erste Maschine auf Basis von Stufe IIIB in Empfang, die für einen Einsatz in Ghana an-gepasst wurde.
Arie Almog, Betriebsleiter von Amandi, und sein Team nehmen von David Friedrichs, Gebrauchtmaschinenmanager der Zeppelin Niederlassung Berlin, den symbolischen Schlüssel für die erste Maschine auf Basis von Stufe IIIB in Empfang, die für einen Einsatz in Ghana angepasst wurde. Foto: Zeppelin

Manchmal braucht es Zeit und es vergehen ein paar Wochen, bis es soweit ist. Den gebrauchten Radlader hat David Friedrichs in einem Kieswerk in Berlin aufgekauft und Arie Almog angeboten. Denn dieser war – trotz seiner Betriebsstunden – in einem guten technischen und optischen Zustand, und somit erfüllte er die Grundbedingungen von Amandi. Weitere Anforderungen an die Geräte: Sie dürfen nicht mehr als vier Jahre alt sein beziehungsweise nicht mehr als 4 000 Betriebsstunden vorweisen. Abnutzungserscheinungen, sprich der Verschleiß, an Anbaugeräten wie Schaufel und Reifen darf nicht größer als 60 Prozent betragen. Das traf auf den Cat 966K alles zu. Zeppelin musste jedoch nicht nur einen guten Maschinenzustand garantieren, sondern für die Zollabwicklung und den Transport sorgen. Verschifft wurde der Radlader per Seefracht über Hamburg nach Accra, der Hauptstadt Ghanas und Firmensitz des Unternehmens. Über den Seeweg sind seit 2009, als Amandi den ersten Cat Kettenbagger 330DLN von der Zeppelin Niederlassung Rostock erwarb, inzwischen über hundert Cat Gebrauchtmaschinen aus Deutschland eingeführt worden, angefangen von einem Cat Minibagger 302.5C über Cat Radlader 950G und 966H bis hin zu einem Cat Kettenbagger 374DL mit Sonderausrüstung und Spezialumbau, die der Ausleger mit 28 Metern Reichweite erforderte – auch darum kümmerte sich die Zeppelin Niederlassung Berlin.

Sind die Geräte im Hafen Tema angekommen, müssen sie auf Baustellen in Ghana transportiert werden. Diese verteilen sich im ganzen Land, in dem Amandi mit rund 3 000 Mitarbeitern tätig ist. Die Baumaschinen werden eingesetzt für Hafenprojekte, Straßen- und Wegebau, Infrastrukturprojekte sowie in der Rohstoffgewinnung. Wie auch in Deutschland ist in Ghana die Ersatzteilversorgung der Dreh- und Angelpunkt. Deswegen unterhält Amandi auf 2 000 Quadratmeter Fläche ein Lager für Ersatzteile, in die das Unternehmen jährlich rund zwei Millionen Euro investiert, um einen Stillstand zu verhindern. Komplette Motor- und Getriebeeinheiten, Hydraulik, Laufwerke und Elektronik werden vorgehalten, um für den Notfall vorgesorgt zu haben. Falls es unausweichlich ist, wird auch schon mal ein Ersatzteil eingeflogen. „Für uns ist es wichtig, dass wir den Unterhalt der Maschinen vor Ort in unseren Werkstätten problemlos bewerkstelligen können. Knackpunkt ist die Elektronik. Mal eben schnell einen Fehlercode auslesen, können unsere Monteure nicht, sondern sie müssen improvisieren“, stellt Arie Almog dar. Diese Erfahrung haben auch die Zeppelin Mitarbeiter schon gemacht. „Beide Seiten konnten schon viel voneinander lernen und gegenseitig profitieren“, so das Fazit von Almog.

Juli/August 2016

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