Was den Radladereinsatz in der Düngemittelproduktion zur besonderen Herausforderung macht

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Sie sind quasi wie ein Nadelöhr: die 210Meter lange und 60 Meter breite Produktionshalle sowie die 120 Meter lange und 60 Meter breite Versandabteilung bei der ICL Fertilizers Deutschland GmbH in Ludwigshafen am Rhein. Entstanden um die Jahrhundertwende werden sie durch Pfosten abgestützt, die in einem engen Raster angelegt sind. Darin werden Rohstoffe wie Phosphat und Kali sowie Dünger von Cat Radladern 930M umgeschlagen. Die Einsatzbedingungen sind durch schmale Fahrwege der engen Produktions- und Lagerhalle gekennzeichnet, die Baumaschinen müssen besonders wendig sein, um dort immer wieder rangieren zu können. Doch das ist nicht die einzige Anforderung an den Einsatz bei dem Düngemittelhersteller, der es in sich hat und der eine entsprechende Anpassung der Maschinentechnik seitens der Zeppelin Niederlassung Frankenthal erforderlich machte.

Der Umschlag von Rohstoffen wie Phosphat und Kali sowie Dünger erforderte Anpassungen der Radladertechnik.

Vor vier Jahren sollte Gebietsverkaufsleiter David Decker Cat Radlader in der 14-Tonnen-Klasse liefern, weil sie die Auskipphöhen und Losbrechkraft aufbringen, um Rohstoffe zur Düngemittelproduktion zuführen zu können. Außerdem müssen die Baumaschinen eine gewisse Höhe erreichen, um den Inhalt ihrer drei Kubikmeter großen Schaufel auskippen zu können. Auf dem Produktionsgelände, direkt am Ufer des Rheins gelegen, befinden sich auch andere Firmen, die Cat Baumaschinen immer wieder nutzen – etwa für interne Transporte auf dem Hafengelände oder für Tief- und Straßenbauarbeiten. So konnte sich ICL Fertilizers Deutschland von der Leistung der Cat Baumaschinen vor Ort ein Bild machen. Nicht nur diese Geräte sind Multiplikatoren, denn Radlader in der 14-Tonnen-Klasse, wie die Modelle Cat 930M, sind bei Kunden der Zeppelin Niederlassung Frankenthal häufig anzutreffen. „Wir haben hier bedingt durch eine starke Industrie in der Rhein-Neckar-Region viele Modelle im Einsatz“, weiß Oliver Backes, Zeppelin Serviceberater. Doch keiner sei so fordernd wie bei ICL Fertilizers Deutschland fügt er hinzu.

Der blaue Lichtpunkt beziehungsweise -kegel soll frühzeitig auf die Baumaschinen aufmerksam machen. Fotos: Zeppelin

„Mit Baumaschinen in der Düngemittelproduktion zu arbeiten, ist etwas völlig anderes als auf einer Baustelle. Wir haben seitdem viel Erfahrung gesammelt, wie wir uns hier immer weiter vom Service her verbessern können, was uns bei der erneuten Auftragsvergabe wieder zugutekam. Je länger wir zusammenarbeiten, desto mehr Ideen können wir einbringen und den Kunden gezielt beraten und unterstützen“, so David Decker. Nun wurden bei Zeppelin wieder sechs Cat Radlader 930M geordert. Die nächsten fünf Jahre werden 16 Einheiten in Betrieb gehen – die Baumaschinen werden alle zwei Jahre nach rund 7 000 Betriebsstunden gewechselt. Auch das hat seinen Grund. Die Cat Radlader müssen in der Herstellung von Düngemitteln einen Dauerbetrieb sicherstellen können. „Besonders starke Nachfrage herrscht im Frühjahr und Herbst, wenn wir unsere Großhändler mit Nachschub an Dünger für die Landwirtschaft versorgen müssen. Darauf müssen wir unsere Produktion hin ausrichten“, so Markus Heene, Geschäftsführer von ICL Fertilizers Deutschland. Während in der Versandabwicklung im Zweischichtbetrieb gearbeitet wird, läuft die Produktion 24 Stunden rund um die Uhr, sodass der Service einen reibungslosen Einsatz gewährleisten muss. „Wir können es uns nicht erlauben, dass Maschinen plötzlich bei der Beschickung des Aufgabetrichters ausfallen und die Produktion lahmlegen“, macht Markus Heene deutlich. In Zukunft soll außerdem noch ein Stand-by- Gerät bereitgestellt werden, das im Notfall aushelfen kann und dafür sorgt, dass die Produktion weiterläuft. Nicht nur, weil die Geräte unter Volllast arbeiten – die Radlader im Versand befördern hundert Tonnen pro Stunde und die Radlader in der Produktion 45 Tonnen pro Stunde – werden sie stark beansprucht, sondern auch die engen und eingangs beschriebenen Platzverhältnisse machen den Einsatz der Baumaschinen zur Herausforderung. Weil da jeder Zentimeter zählt, wurden die Seitenstreifen an den Kotflügeln der Baumaschinen vorsorglich abgebaut. „Alles, was über die Räder hinausragt, musste weg“, bekräftigt Oliver Backes. Bei der ersten Maschinengeneration war der AdBlue-Tank noch außerhalb angebracht – bei den neuen Geräten war das nicht mehr möglich, sondern der Behälter wurde innen verbaut, um die Richtlinien der CE-Kennzeichnung und Konformitätserklärung zu erfüllen. Außerdem erhielten die Radlader als optische Fahrweg-Warneinrichtung sogenannte Bluespots, die insbesondere in den engen Fahrgassen und unübersichtlichen Kreuzungsbereichen durch den blauen Lichtpunkt beziehungsweise -kegel auf die Baumaschinen frühzeitig aufmerksam machen. Hinzu kommen akustische Warneinrichtungen in Form von Rückfahrschnarren. Das soll die Gefahrsituation entschärfen und für zusätzliche Sicherheit sorgen. Die Baumaschinen sind bei dem Düngemittelhersteller in direktem Kontakt mit Nährstoffen wie Phosphor oder Kali. Das erfordert Schutzmaßnahmen in Form von Korrosionsschutz. Besonders anfällig: die Hydraulikzylinder. „Wir mussten uns eine Lösung einfallen lassen, dass sich zum Beispiel die Beschichtung der Kolbenstangen nicht löst, denn das Material, das umgeschlagen wird, ist sehr aggressiv. Was nicht lackiert ist, rostet eben schnell durch“, erklärt Oliver Backes. So wurden die Zylinder zusätzlich ummantelt. „Wir haben uns hier an Baumaschinen im Recyclingeinsatz orientiert und eine Eigenkonstruktion entwickelt“, führt der Servicemitarbeiter aus. Außerdem wurde eine besondere Beschichtung etwa im Bereich des Kühlers aufgetragen. Steckverbindungen liegen nicht frei, sondern sind geschützt.

Markus Heene (Mitte), Geschäftsführer von ICL Fertilizers Deutschland, Oliver Backes (links), Zeppelin Serviceberater, und David Decker (rechts), Zeppelin Gebietsverkaufsleiter.

September/Oktober 2020